D4 aktualisiert: 24.03.2023
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Abkürzungen

       
      D1 Da du weisst - Das Schicksal
      D2 Das schlaue Füchslein - Das Tüchlein
      D3 Das versunkene Kränzchen - Die Abencérages
      D4 Die Abendhexe - Die Prager Musikakademie
      D5 Die Sache Makropulos - Die Seele und der Körper
      D6 Die sieben Raben - Dívča, dívča, laštovička
      D7 Divím se milému - Dyž jsem šel okolo vrat
       
Was Zahl Jahr Die Abendhexe (Klekánica) ['ggleggaanitsa] (The evening witch) (JW IV/28, 3))  
      auch: "Angelushexe" oder "Abendmuhme"
      Chor für Männerstimmen
T     Ondřej Přikryl, in hannakischer Mundart
K   1900 17.07.
A     nicht erhalten
M     Abschrift von Josef Štross, autorisiert, nicht dat
ED 1 1906 Urbánek, Prag, in: "Vier mährische Männerchöre", zusammen mit > "Da du weisst" (Dež viš Nr. 1), > "Die Stechmücken" (Komáří Nr. 2), > "Trennung" (Rozloučení Nr. 4)
  2 1908 Robert Forberg, Leipzig, in "Männerchöre aus dem Repertoire des Sängerbundes mährischer Lehrer". Text in der dt Nachdichtung von W. Henzen
  3 1950 HM, Prag, in: "Čtvero mužských sborů moravských" (Vier mährische Männerchöre), zusammen mit > "Da du weisst" (Dež viš Nr. 1); > "Die Stechmücken" (Komáří Nr. 2) und > "Trennung" (Rozloučení Nr. 4), in "Sborový repertoir" (Chor- Repertoire) Nr. 10, mit Vorwort von Bohumír Štědroň, tschech
  4 2011 JGA C/2, Männerchöre II, Bärenreiter Praha, S. 33-37
W     PSMU
D     2 min 30 sec, 90 Takte
UA   1905 26.11., Přerov, PSMU Ferdinand Vach; Janáček anwesend
WA 1 1905 09.12., Wien, Hotel Savoy; PSMU, Ferdinand Vach
  2 1906 16.04., Wien, Musikvereinssaal; PSMU, Ferdinand Vach
  3   18.04., München, PSMU, Ferdinand Vach
  4   29.04., Prag, PSMU, Ferdinand Vach
  5   18.11., Brünn, PSMU, Ferdinand Vach
  6 1907 28.-30.12., Zagreb, Ljubljana, Triest; PSMU, Ferdinand Vach
  7 1908 29.04., Paris, Théâtre Sarah Bernhardt; PSMU, Ferdinand Vach
TT 1 1940 PSMU, Jan Šoupal; SUP P
  2 1948 MORAVAN, Josef Veselka; SUP P, LP m
  3 1969 PSMU, Antonín Tučapský; SUP LP st; SOMM CD publ. 1995
  4 1974 PSMU, Oldřich Halm.; PANTON, LP st
  5 1977 Prager PhilChor, Josef Veselka; SUP LP st
  6 1982 PSMU, Lubomír Mátl; PANTON, LP st
  7 1986 Prager Lehrerchor, A. Šidlo; PANTON, LP st
  8 1987 J.B.Foerster-Chor Brno, Petr Fiala; SEYDENFADEN, LP st (Titel "Abendmuhme")
  9 1995 PSMU, Lubomír Mátl; NAXOS CD - auf Cover falsch: Lubomír Máti > naxosmusiclibrary
  10 2004 QVOX The Male Voice Quartet, ARCO DIVA, CD
L 1 2006 Tyrr-Bio 487
       
T    
Nachdichtung in dt Sprache von W. Henzen ("Eigentümer des Originals in böhmischer Sprache: Mojmír Urbánek")
Mutter warnte: Geh nicht abends wieder aus, denn die Abendhexe lauert, lauert auf dich, die grause. Geh nicht aus dem Hause! Doch dann gibt es wohl durchs Fenster einen Weg, ich dächte, und die grause Abendhexe wird zur Fee der Nächte.
Immer geh zu Bett ich, wenn es dunkelt, und ich ruhe, bis der Mondschein mir zu Häupten funkelt. Doch dann gibt es wohl durchs Fenster einen Weg, ich dächte, und die grause Abendhexe wird zur Fee der Nächte.
       
      Klekánica ist eine Hexe, die nach Einbruch der Dämmerung im Freien herumschweifende Kinder aufgreift und sie umbringt. Die deutsche Ue vermag den humoristischen Aspekt nicht wiederzugeben, denn das Mädchen macht sich im Originaltext lustig über die Warnung der Mutter; es wird zwar zugepackt, aber nicht von der Abendhexe, sondern von einem strammen Burschen.
      Der Text in hannakischer Mundart bevorzugt den Vokal e gegenüber dem i und dem y! Dies bewirkt eine gewisse Aggressivität im Klang: das helle D-Dur unterstreicht dies noch. Der Chor ist anspruchsvoll, rhythmisch stark akzentuiert: zwei dramatische Strophen (2 x 31 Takte), langsamer Mittelteil mit 14 Takten, der Schluss (14 Takte) bringt den verkürzten Strophenteil des Anfangs. Der Höhepunkt fällt auf den zweitletzten Takt.
      Tyrrell weist darauf hin, dass dies die erste Chorkomposition ist (zusammen mit > "Da du weisst" JW IV/28, Nr. 1), nachdem J im Jahr 1897 damit begonnen hat, Sprechmelodien aufzuzeichnen - vgl L 1). Wegen der Sprechmelodie der Phrase "Klekánica divá" wechsle er überraschend vom 3/4-Takt zum 7/4-Takt; ausserdem erwähnt er die auf verschiedenen Stufen eingeworfene repetierte Tonfolge.
      abendhexe1 klicken zum anhoeren
       
      Die Abendschatten - (kein tschechischer Titel) - (Evening shadows) ( JW X/7)
      Lieder für Sopran und Klavier
T     Karl Friedrich Hermann > Mayer (1876-1870), Jurist, Freund von Ludwig Uhland
    1879 am 25.10. begonnen, in Leipzig
A     nicht erhalten
L 1 1939 Helf 131 - falsch gelesen als "Abendschoppen"
  2 1959 Ste-V, tschechische Ausgabe, 30 - falsch gelesen als "Abendschoppen"
  3 1990 ZdBr 61
      Janacek hatte während seiner Studienzeit in Leipzig diese Gedichte in die Hand bekommen. An Zdenka schreibt er: ...es gefällt mir das ein Bischen. (ZdBr 61)
       
      Die Abendschoppen > Die Abendschatten (JW X/7)  
      Die Abenteuer der Füchsin Bystrouška > Das schlaue Füchslein (JW I/9)  
      Die Ahnung > Sonate 1.X.1905 (JW VIII/19)  
       
      Die Ausflüge des Herrn Brouček (Výlety páně Broučkovy) ['wiileti 'paanje 'broutschggowi] (The excursions of Mr Brouček) (JW I/7)
      Oper in zwei Teilen: I auf den Mond - II ins XV. Jahrhundert - wird als "Opernbilogie" bezeichnet
T     nach Svatopluk > Cech: 1. Novelle "Der Ausflug des Herrn Brouček auf den Mond" (1887) > Der Ausflug des Herrn Broucek auf den Mond (JW I/6)
      2. Novelle "Neuer epochaler Ausflug des Herrn Brouček , diesmal in das XV. Jahrhundert" (1888) > Der Ausflug des Herrn Broucek ins XV.Jahrhundert
      Zu einem Opernlibretto gestaltet von Leoš Janáček unter Mitwirkung von mehreren Librettisten: Karel Mašek, Zikmund Janke, František Gellner, F.S. Procházka, Jiří Mahen, Viktor Dyk und Max Brod
K   1908 Teil I März 1908 - März 1917 (1. Akt 1908-09; 2. Akt 1910-11; 3. Akt 1913; 4. Akt 1916) (nach Tyrrell, L 1)
    1917 Teil II Mai 1917 - Dezember 1917; Reinschrift im August 1918 abgeschlossen
A     Teil I: nur autographe Skizzen, JA A 30.392, und P von Akt I/2. Szene und Akt II, JA A 7450
      Teil II: Partitur JA A 7422
M     Teil I: diverse Kopien; > JW, 28-29
      Teil II: diverse Kopien; > JW, 37
ED 1 1919 KlA, UE Wien, Leipzig; Texte tschech, eingerichtet von Roman Veselý
  2 1920 P, UE Wien, ohne Plattennummer, reproduziert aus einer Abschrift, nur leihweise erhältlich www.universaledition.com
  3 1947 KlA, UE Wien, U.E. 6185, eingerichtet von Roman Veselý, wie ED 1) nur tschech Text
  4 1965 KlA, UE Wien, U.E. 13886, eingerichtet von Roman Veselý, nur dt Text, von Karlheinz Gutheim - um 845 Takte gekürzt, im 1. Teil um 456 Takte, im 2. Teil um 389 Takte; die Handlung ist nach 1920 verlegt worden und ist modernisiert - Mondfahrt mit Rakete! Dieser KlA ist käuflich.
  5   KlA, UE Wien, UE 13949, eingerichtet von Roman Veselý, dt Text von Robert Brock; nach E 3), nur leihweise - in Berlin 1969 verwendet > WA 4)
  6 1967 KlA, UE Wien, UE 6185, eingerichtet von Roman Veselý, nur tschech Text, Notentext identisch mit ED 5), mit Zusatzblatt von Jarmil Burghauser
  7 1999 Suite, UE Wien, UE ? bearb. von Jaroslav Smolka 23 min.
       
      Libretto:
  1 1920 tschech UE Wien+Leipzig 1920 UE 6186
  2 1962 tschech SHV Prag 1962, Vorwort von František Hrabal
  3 1964 dt Ue von Karlheinz Gutheim, UE Wien 1964, UE 13885; auch in KlA UE 13886 (Textvergleich siehe unten)
  4 1965 dt Ue von Robert Brock, UE Wien 1965, in KlA UE 13949 (Textvergleich siehe unten)
  5 1986 frz Ue von Micheline Lalaux und Miroslav Breuer, in: Progr.heft Lyon 1986
  6 1992 engl Übertragung von David Pountney für English National Opera, Textheft London 1992
  7 1993 frz Ue von Dagmar Steinová und Pierre Guinchat, in: Progr.heft Strasbourg 1993
  8 1994 dt Übertragung von Hans-Jochen Irmer, in: Progr.heft Graz (Textvergleich siehe unten)
  9 1995 dt Übertragung von Werner Schneyder (nach Pountney), in: Progr.heft München (Textvergleich siehe unten)
MT     Leihmaterial UE Wien, für die Schweiz bei: Atlantis Musikbuch-Verlag AG, Zollikerstrasse 87, CH-8008 Zürich
      für Deutschland bei: Schott Musik International GmbH, Weihergarten 5, D - 55116 Mainz www.schott-musik.de
W     Tomáš G. Masaryk, dem Befreier der Tschechischen Nation und erstem Präsident der Tschechoslowakei. Der > "Ausflug auf den Mond" (JW I/6) wurde zuerst dem Dirigenten Karel Kovařovic, dann aber der Darstellerin der Küsterin in "Jenufa", Gabriela > Horvátová, gewidmet
B     4 Fl (auch Picc) - 2 Ob - EHr - 2 Klar - BKlar - 2 Fag - Kfag
      4 Hr - 4 Tromp - 3 Pos - Tuba - Timpani - Xylofon - Glocken - Röhrenglocken - grosse Glocken - grosse Trommel - Cymbal - Tam-tam - Triangel - Hrf - Celesta - Orgel - Dudelsack - Str
       
     
Personen auf dem Mond im XV. Jahrhundert Stimmlage
Matěj Brouček, Hausbesitzer Brouček Brouček Tenor
Mazal, Maler Blankytný - Sternenfried Petřík - Peter Tenor
Sakristan im Veitsdom Lunobor - Mondkristan Domšík von der Glocke Bassbariton
Malinka, seine Tochter Etherea Kunka - Kunigunde Sopran
Würfl, Gastwirt in der "Vikárka" Čaroskvoucí - Zauberlicht, Chef der Künste Konšel Bass
Čišníček, junger Kellner Wunderkind Student Sopran
  Oblačný - Wolkengrau, Poet Vacek Bradatý, Hussitenkämpfer Bariton
  Duhoslav - Farbenspiel, Maler Vojta, Hussitenkämpfer Tenor
Skladatel, Komponist Harfoboj - Harfenklang, Komponist Miroslav, Goldschmied Tenor
  Větroboj Stimme des Professors Tenor
  ein Dichter   Tenor
  ein zweiter Dichter   Tenor
    Erscheinung des Svatopluk Čech Bariton
       
      Chöre:
     
in der "Vikárka" auf dem Mond im XV. Jahrhundert Stimmlagen
Studenten, Künstler Künstler   Tenöre, Bässe
Stimmen aus dem Hintergrund     Tenor, Bass
  Ethereas Gefährtinnen   Soprane, Alt
    Bewaffnete Hussiten Tenöre, Bässe
    Volk Sopr, Alt, Tenor, Bass
    Kinder Sopr, Alt, Kinderstimmen
       
D     total 130 min; Teil I - auf dem Mond 70 min; Teil II - im XV. Jahrhundert 60 min
       
      Schauplätze:
      I/1 Gasthaus "Vikárka" auf dem Hradschin, auf der Schlosstreppe, im Weltall, in der Mondlandschaft
      I/2 auf dem Mond im Tempel der Künste, dann "Vikárka"
      II/1 Schatzkammer des Königs Wenzel IV. auf dem Altstädter Ring
      II/2 Haus des Domšík von der Glocke, vor der Theinkirche, im Hof der "Vikárka"
UA   1920 23.04., Prag, Nationaltheater, Dirigent: Otakar Ostrčil, Regie: Gustav Schmoranz; Bühnenbild: Karel Štapfer; J anwesend
      Um die verzögerte Rezpetion der Oper zu belegen, werden einige Neuinszenierungen aufgelistet:
WA 1 1926 15.05., Brünn, Nationaltheater, nur erster Teil; Dirigent: František Neumann, Regie: Ota Zítek, Bühnenbild: Josef Čapek; J anwesend
  2 1937 27.11., Brünn, Landestheater, beide Teile; Dirigent: Milan Sachs, Regie: Rudolf Walter, Bild: František Muzika
  3 1959 19.11., München, Bayerische Staatsoper; Dirigent: Joseph Keilberth, Regie: Wolf Völker - Mazal: Fritz Wunderlich! - dt Ue Karlheinz Gutheim > TT 1
  4 1969 21.06., Berlin, Deutsche Oper, Dirigent: Bernhard Klee, Regie: Winfried Bauernfeind - neue dt Ue Robert Brock
  5 1970 05.09., Edinburgh Festival, Gastspiel Prag Nat.theater; Dirigent: Jaroslav Krombholc, Regie: Hanuš Thein
  6 1976 27.03., Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Dirigent: Peter Schneider, Regie: Bohumil Herlischka - dt Ue Robert Brock
  7 1978 28.12., London, English National Opera; Dirigent: Charles Mackerras, Regie: Colin Graham
  8 1986 19.10., Lyon, Opéra, Dirigent: Gilbert Amy, Regie: Alain Maratrat - frz Ue von Micheline Lalaux und Miroslav Breuer
  9 1992 16.12., London, English National Opera; Dirigent: Charles Mackerras, Regie: David Pountney - engl Textfassung von David Pountney
  10 1993 05.04., Strasbourg, Opéra du Rhin; Dirigent: Rudolf Krečmer, Regie: Bernard Sobel; neue frz Ue von Dagmar Steinová und Pierre Guinchat
  11 1994 06.06., Graz, Grazer Oper; Dirigent: Wolfgang Bozić, Regie: Christian Pöppelreiter; neue dt Textfassung von Hans-Jochen Irmer
  12 1995 02.01., München, Staatsoper; Dirigent: Peter Schneider, Regie: David Pountney; neue dt Textfassung von Werner Schneyder
  13 2004 03.02., Prag, Nat.theater, Dirigent: Sir Charles Mackerras, Regie: Jiří Nekvasil
  14 2004 12.11., Gera, Theater Altenburg-Gera; Dirigent: Gabriel Feltz, Regie: Matthias Oldag; neue Textfassung auf der Grundlage von Werner Schneyder
  15 2006 18.02., Wien, Volksoper, Dirigent:Julia Jones, Regie: Anja Sündermann, dt. Ue von Robert Brock
  16 2007 25.02., London, konzertant, Barbican Center, Dirigent: Jiří Bělohlávek, BBC Symphony Orchestra; tschech. gesungen
  17   13.04., Lübeck, Dirigent: Frank Maximilian Hube, Regie: Christian von Götz; dt. Text von Werner Schneyder
  18 2008 25.03., Genève, Grand Théâtre; Dirigent: Kirill Karabits, Regie: Yannis Kokkos - Schweizer EA, tschech. gesungen
  19   27.04., Frankfurt, Dirigent: Johannes Debus, Regie: Axel Weidauer; tschech. gesungen, mit dt Übertiteln
TT 1 1959 GA, dt gesungen, nach dt Text von Karlheinz Gutheim; Joseph Keilberth, Bayer. Staatsorchester ORFEO CD, publ 1994, 2 Ausschnitte auf DOCUMENTS Fritz Wunderlich Vol. 6 (1959-60) publ 2012
  2 1961 nur Teil I; František Jílek, Orchester Brünn, SUP LP m
  3 1962 GA; Václav Neumann, Nat.theater Prag; SUP LP m, st; SUP CD publ 2010
  4   GA; Sir Charles Mackerras, BBC Northern Singers and Symphony Orchestra; ORIEL Music Society, CD
  5 1980 GA; František Jílek, Tschech. Philh.; SUP LP st, CD publ 1994
  6 1993 GA; Sir Charles Mackerras, English National Opera; engl. gesungen, MOMENTO CD ohne Nummer
  7 1994 Nachspiel zu Teil I (in definitiver Version nicht verwendet), Leoš Svárovský, Brünner Philh. SUP CD
  8 1999 Suite, von Jaroslav Smolka und Jiří Zahrádka; Jiří Bělohlávek, Prager Sinfoniker; SUP CD
  9 2003 GA; Sir Charles Mackerras, Nat.theater Prag; NÁRODNÍ DIVADLO PRAG, CD ohne Nummer
  10 2005 Suite, von Jaroslav Smolka und Jiří Zahrádka; Ilan Volkov, BBC Scottish Orch.; HYPERION CD
  11 2007 GA; Jiří Bělohlávek, BBC Symphony Orchestra and Singers; Jan Vacík (Brouček), Peter Straka (Mazal); konzertante Aufführung im Barbican Center, 25.02.2007 - Direktübertragung von BBC3 inkl. Interviews mit Mark Audus - CD-Mitschnitt, Sammlung Knaus
  12   Orchestersuite, arr. von Peter Breiner; New Zealand Symphony Orchestra; Peter Breiner; NAXOS CD publ 2/2009 > naxosmusiclibrary
       
L 1 1917 Janáček, Leoš: Výlety páně Broučkovy, jeden do měsíce, druhý do XV. století (Die Ausflüge des Herrn Brouček, einer auf den Mond und der zweite ins XV. Jahrhundert). In: Lidové noviny, 23.12.1917, S. 351 (JW XV/214 ), auch in: Lit I, 431-434; dt Ue in Feuill, 39-41; auch in MdL, 119-121 und BE 139 (unterschiedliche Ue!).
  2 1920 Janáček, Leoš: Výlety páně Broučkovy (Die Ausflüge des Herrn Brouček). In: Moravská orlice 19.03.1920 und Hudební revue Feb-März 1920, 177-179, Lit I, 464-466 (JW XV/222); Einführung des Komponisten zur Prager Premiere (am 23.03.1920)
  3   Šourek, Otakar: Nová Opera Janáčkova (Eine neue Oper von Janáček). In: Hudební revue 5/6, 1920, 179-201; umfangreiche Analyse mit 56 Notenbeispielen
  4   Karpath, Ludwig: Die Ausflüge des Herrn Brouček. Zur Uraufführung in Prag. In: Der Anbruch 10/1920, 382-383 (erster Artikel über J in "Der Anbruch")
  5 1938 Pala, František: Výlety pana Broučkovy (Die Ausflüge des Herrn Brouček), Melantrich+Pazdírek, Prag + Brünn 1938, 16 Seiten, tschech
  6 1948 Korr2, Briefwechsel mit dem Dirigenten der UA, Otakar Ostrčil
  7   Vogel, Jaroslav: Výlety pana Broučka na měsíc a do XV. století (Die Ausflüge des Herrn Brouček auf den Mond und ins XV. Jh.). In: LJ - dramatik (LJ der Dramatiker) HM Prag 1948, 62-69
  8 1950 Korr5, Briefwechsel Janáčeks mit den Librettisten des "Brouček"
  9   Kabalevsky, Dmitri: Die Oper "Ausflug des Herrn Brouček". In: "Musik USSR" I, 1950; dt Ue (Ausschnitt) in BE, 146
  10 1958 Hrabal, František: Výlety paně Broučkovy jeden do měsíce, druhý do XV. století (Die Ausflüge des Herrn Brouček, einer auf den Mond, der zweite ins XV. Jahrhundert). In: Opery L.J. na brněnské scéně (Die Opern von LJ auf der Brünner Szene), Brünn 1958, tschech
  11   Vogel 315-326
  12 1959 Vogel, Jaroslav: Janáčeks Opernburleske. In: Progr.heft München 1959, mit Illustrationen
  13 1960 Očadlík, Mirko: Dvě kapitolky k Janáčkovým Výletům pana Broučka na Měsíc (Zwei Kapitelchen zu Js Ausflügen des Herrn Brouček auf den Mond). In: Miscellanea musicologica XII-1960 (Über Dyks Libretto zum 1. Teil)
  14 1968 Příbáňová, Svatava: Zum Libretto der Ausflüge des Herrn Brouček. In: acta janáčkjana I, Brünn 1968, 123-124
  15   Horová, Eva: Zu der deutschen Bearbeitung der Ausflüge des Herrn Brouček. In: acta janáčkjana I, Brünn 1968, 117-122
  16   Stuckenschmidt, Hansheinz: Betrachtungen zu LJ. In: acta janáčkjana I, Brünn 1968, 114-116
  17 1969 Tyrrell, John: Mr Broučeks Excursions to the moon - A history of the composition of Janáčeks Opera. In: CMM 1968/69 LIII/IV, 89-124, Brünn 1969
  18   Kneif, Tibor: Apologie des Fahnenflüchtigen. In: Opern-Journal der Deutschen Oper Berlin, 1969. Auch in: Koll68, 153-158; und in: Die Bühnenwerke von LJ, UE Wien 1974, 40-48 (UE Nr. 26245)
  19   Wörner, Karl H.: Ironisches Selbstporträt eines Volkes. In: Opern-Journal der Dt. Oper am Rhein 1969
  20 1970 Matějček, Jan: Janáčeks Ausflüge des Herrn Brouček. In: LJG-Mitt, Nr. 3, 1971/1, 1-6 dt Ue von Eduard Herzog, original engl in: Opera 2/8 - August 1970
  21 1975 Honolka, Kurt: Janáčeks Ausflüge des Herrn Brouček. In: Progr.heft Düsseldorf Nr. 14, 1975/76, 189-196
  22   Sträter, Lothar: Der Dichter des Brouček, Svatopluk Čech, ein Denkmal schon zu Leibzeiten. In: Progr.heft Düsseldorf Nr. 14, 1975/76, 196-198 
  23 1988 JUE, 55-269
  24 1992 Tyrrop, 161-247
  25   Němcová, Alena: Matěj Brouček in Czechoslovakia 1992. In: Progr.heft London, English Nat. Opera 1992/93, 4 Seiten
  26   Tyrrell, John: Janáček's two Mr Broučeks. In: Progr.heft London, English Nat. Opera 1992/93, 5 Seiten
  27   Knaus, Jakob: Eine exemplarische Janáček-Inszenierung (in London, David Pountney, Regie/Sir Charles Mackerras, Ltg.). In NZZ 24.12.1992
  28 1993 Krispin, Bernd: Svatopluk Čechs tschechischer Kontext. In: Progr.heft Graz 1993, 9-12
  29   Hoffmann, Anke: "Die Ausflüge des Herrn Brouček" - unspielbar?. In: Progr.heft Heidelberg 1993, 21-23
  30 1994 Filip, Ota: Herrn Broučeks vergebliche Fluchtversuche. In: Progr.heft Braunschweig 1994, 5-8
  31 1995 Kroher, Ekkehard: Auf dem Wege zum absurden Musiktheater. Gedanken zu Js Oper "Die Ausflüge des Herrn Brouček". In: Progr.heft München 1995, 24-32 
  32   Pountney, David: Janáček und die Filmtechnik. In: Progr.heft München 1995, 14-17
  33   Knaus, Jakob + Jiří Vysloužil (Hrg): LJ - Die Ausflüge des Herrn Brouček. Dokumente, Materialien, Wertungen. Zürich 1995, 136 Seiten > Publikationen - kann ab März 2023 auch on-line über e-mail: jakob.knaus@bluewin.ch bezogen werden
  34 1997 Karbusicky, Vladimír: Die missverstandene Eigenart der Operndramatik Janáčeks. In: LJ Konzeption und Rezeption seines musikdramatischen Schaffens, hrg. von Walter Bernhart, Verlag Müller-Speiser, Anif/Salzburg 1997, 19-53
  35   Kneif, Tibor: Ein Plädoyer für Broučeks Freispruch. In: LJ Konzeption und Rezeption seines musikdramatischen Schaffens, hrg. von Walter Bernhart, Verlag Müller-Speiser, Anif/Salzburg 1997, 55-64
  36   Vysloužilová, Věra: Verdeutschung der janáčekschen Operntexte und Robert Brock als Übersetzer der "Ausflüge des Herrn Brouček". In: LJ Konzeption und Rezeption seines musikdramatischen Schaffens, hrg. von Walter Bernhart, Verlag Müller-Speiser, Anif/Salzburg 1997, 107-117
  37   Irmer, Hans-Jochen: Opern kleiner Leute - Jenůfa, Kát'a, Broček. In: LJ Konzeption und Rezeption seines musikdramatischen Schaffens, hrg. von Walter Bernhart, Verlag Müller-Speiser, Anif/Salzburg 1997, 145-151
  38   Pöppelreiter, Christian: Der Grazer Janáček-Zyklus. Bemerkungen zur Inszenierung der Opern "Jenůfa", "Die Ausflüge des Herrn Brouček" und "Kát'a Kabanová" am Grazer Opernhaus. In: LJ Konzeption und Rezeption seines musikdramatischen Schaffens, hrg. von Walter Bernhart, Verlag Müller-Speiser, Anif/Salzburg 1997, 133-144
  39   Knaus Jakob: Die Rezeption von Js Opern ausserhalb ihrer Heimat mit besonderer Berücksichtigung des "Herrn Brouček". In: LJ Konzeption und Rezeption seines musikdramatischen Schaffens, hrg. von Walter Bernhart, Verlag Müller-Speiser, Anif/Salzburg 1997, 95-106
  40 2005 Knaus, Jakob: Was sollen wir mit dem Herrn Brouček anfangen? In: Programmbuch Gera 2004, 3 Seiten
  41 2006 Zahrádka, Jiří/Věra Dlouhá: Zur Entstehungsgeschichte. In: Programmbuch "Brouček", Wiener Volksoper 2006, 33-43
  42   Julia Jones (Dirigentin) im Gespräch mit Birgit Meyer über "Brouček": Es wird so höhnisch gelacht...In: Programmbuch "Brouček", Wiener Volksoper 2006, 50-59
  43   Tyrr-Bio1, 690-748 + div. Belegstellen (S. 956)
  44 2007 Mink, Sascha: Von Kämpfen und Konventionen - Notate zu Janáček und Brouček. In: Programmheft "Brouček" Lübeck, S.9-14
  45   Götz, Christian von: Wir Broučeks. In: Programmheft "Brouček" Lübeck, S. 23-27
  46 2014 Rentsch, Ivana: Broučeks Prag: Die Opernästhetik Leoš Janáčeks und ihre Wurzeln in der tschechischen Musikgeschichte. In: Archiv für Musikwissenschaft 71. Jg. Heft 3, S. 166-190
       
I 1 1924 Faks einer Partiturseite des Autografs; in: Vesely, Beilage
  2 1948 Faks einer Partiturseite; in: Vogel, Jaroslav - LJ dramatik (LJ der Dramatiker) HM Prag 1948, 64
  3   Faks von zwei Autografseiten der Partitur, aus dem 2. Teil; in : Korr2, 37-38
  4 1950 Fotos von Svatopluk Čech und aller daran beteiligter Librettisten; in: Korr5, 80
  5 1979 Faks einer Partiturseite + Kostümentwurf von Josef Čapek für die UA; in MdL, 128
  6 1981 Theatarzettel Prag, UA; in Paris81, 38
  7 1991 Faks von drei Titelseiten: KlA UE 1919, Partitur des 1. Teils (Abschrift) und Libretto UE 1920, in: Simeone, 32-37
  8 1992 Illustrationen von Viktor Oliva für die Erstausgabe von Čechs Brouček-Novellen 1888; in: Tyrrop, 190
  9 1994 Faks einer Partiturseite des Autografs; in: Progr.heft München 1994, 110
  10 1997 zwei Faks von Titelseite und Besetzungsliste der geplanten Ausgabe bei Umělecká Beseda Prag, die nicht zustande kam, mit Korrekturen von Js Hand; in JW, 32-33
       
      Handlung - 1.Teil: Herr Brouřek kommt ein bisschen betrunken aus dem Wirtshaus "Vikárka" auf dem Prager Hradschin und fällt in ein leeres Fass; hier schläft er ein. Dabei träumt er, dass er auf dem Mond sei. Er findet sich unter Mondbewohnern, deren Gesichter ihm bekannt vorkommen - die Gestalten tragen merkwürdige Gewänder und andere Namen, ausserdem fallen sie durch ihr sonderbares Getue auf. Brouček ist unter Künstler und Intellektuelle geraten, wird von ihnen mit Kunst "traktiert", hat aber nur Bedarf nach näherliegenden Dingen, nach Bier und Wurst; mit den gescheiten Sprüchen kann er nichts anfangen. Da wacht er im Fass auf und schleicht unbemerkt nach Hause.
      2. Teil: Im zweiten Traum gerät Brouček ins 15. Jahrhundert unter die militanten Hussiten, die sich gerade anschicken, die Armee Kaiser Sigismunds vor Prag aufzuhalten. Brouček wird aufgefordert, sich an der Verteidigung Prags zu beteiligen. Er drückt sich davor, wird aber nach geschlagener Schlacht aufgegriffen und als Deserteur zum Scheiterhaufen verurteilt. Er wird in ein Fass geworfen und angezündet. Als er erwacht, befindet er sich wieder zu Hause auf dem Hradschin vor der "Vikárka". Jetzt brüstet er sich damit, dass er die Stadt Prag verteidigen half - "aber bitte nicht weitersagen!"
       
      Schon 1887 hat J den Roman von Svatopluk Čech kennen gelernt, als er den ersten Teil der Novelle von Čech in seiner "Hudební listy" abdruckte (Tyrr-Bio 290), aber erst 1908 begann er sich ernsthaft mit dem Text zu befassen. Die langfädige, komplizierte und von vielen Rückschlägen begleitete Arbeit am Libretto und an der Komposition des ersten Teils zog sich über neun Jahre hinweg, der zweite Teil war dann in acht Monaten fertiggestellt. 
      Die ersten Entwürfe stammten von Fedora > Bartošová, dann wandte sich J an die Schriftsteller Zikmund Janke und Josef Holý, an Karel Mašek, František Gellner, Jiří Mahen, Viktor Dyk und an František S. Procházka. Jeder, der auch nur eine Zeile hinzufügte, hat recht getan (Janáček). Dass er hartnäckig an dieser Vorlage festhielt, hatte verschiedene Gründe: einmal wollte er in der Gestalt des Prager Hausbesitzers Matjaš Brouček, der Wurst, Kraut und Knödel den geistigen Dingen in jedem Falle vorzieht, den Spiessbürger bloss stellen, in den spinnigen Mondbewohnern aber auch jene realitätsfernen Intellektuellen, welche die politischen Zeichen der Zeit nicht erkannten. Dass er vor allem die Prager Intellektuellen-Szene meinte, kann nicht direkt belegt werden. Es liegt aber nahe, da er vor allem darunter litt, dass er von Prag nicht anerkannt wurde, sondern als Provinz-Grösse eher geringgeschätzt wurde. Das Urteil vom "folkloristischen Klugscheisser" hatte seinen Ursprung in der Prager Szene.
      Der zweite Teil wurde erst 1917 in Angriff genommen. Js Hoffnung auf eine Zukunft in einem freien Land, befreit vom österreichischen Diktat, prägte seinen Schaffenseifer: Es kommt eine neue Zeit, sie steht schon vor der Tür, ihr einen reinen Spiegel auf dem Berg Žižka entgegenzuhalten. Unsere Kleinmütigkeit ist im Brouček verkörpert..., oder später: Der grosse Tag bricht an. Wird er alle Runzeln des Zweifels, der Schwäche, des Misstrauens, der Knechtschaft von der Stirn wegglätten? Wird an ihm der Stern der Hoffnung aufleuchten? In diesen Gedanken lag ein feuriger Antrieb zur Arbeit; je ärger die Zeit, desto rascher der Bergsturz der kompositorischen Gedanken (L 1).
      Vom gleichen Enthusiasmus getragen hat J auch die Rhapsodie "Taras Bulba" (JW VI/15) 1915-1917 komponiert.
      Dass er im zweiten Teil den Dichter Svatopluk > Cech auftreten lässt, der erst ein paar Jahre vorher (1908) gestorben war, und im Gesang an die Sonne in einer selbstironischen Aussage schliesst - "Begeistert wird empfangen Dich ein glücklicher Dichter mit Jubel versehen, nicht mit leeren Worten nur, nicht mit Karikatur, so wie ich!" (KlA 182) - gehört zu den Merkwürdigkeiten dieses zusammengebastelten Librettos.
      Dank der zahlreichen Briefe und Skizzen ist es anhand dieser Oper möglich, den Arbeitsprozess von J viel genauer zu verfolgen als in den andern Opern > L 24). Dass J den ersten Akt viermal neu komponiert habe, ist eine Übertreibung, wie er es in einem Brief an Artuš Rektorys erwähnt - Tyrrell weist dies auch überzeugend nach. Überhaupt wird der langwierige Entstehungsprozess dieser Oper erst durch die Arbeit von Tyrrell genau aufgezeigt. Das ändert allerdings nicht viel an dem Kuriosum, dass J sich während Jahren mit verschiedensten Librettisten herumgeschlagen hat. J operierte nach Zeiten des jahrelangen Stillstands oft unglücklich, indem er gleichzeitig mit verschiedenen möglichen Librettisten verhandelte und so einzelne davon verärgerte, weil sie teilweise vergebliche Arbeit leisteten, z.B. Jiří Mahen 1916, als er gleichzeitig auch Viktor Dyk in die Arbeit miteinbezog (Tyrrell, ED 17, Seite 102). Die Schwierigkeiten mögen auch dadurch noch akzentuiert worden sein, dass ja die Kreise, in denen sich diese Librettisten bewegten, auch zu den von J karikierten Prager Kreisen gehörten.
      J bezeichnete die zwei durch die Figur des Brouček (= Käferchen) zusammengehaltenen Teile als "Opernbilogie", in einem Brief an Emil Hertzka, den Direktor der UE (ED 23, Seite 97, Brief vom 14.06.1918). Als es dann darum ging, den Text ins Deutsche zu übersetzen, wandte sich J an Max Brod, der ihm schon mit der Übersetzung der "Její pastorkyňa" in die deutsche "Jenufa" (JW I/4) den grossen Erfolg in Wien ermöglicht hatte. Dies führte dazu, dass Brod letztlich ablehnte: "Vor allem aber widerspricht es meinem Prinzip als überzeugter Antimilitarist und Pazifist, eine solche Verherrlichung der Waffen nachzudichten"; deshalb schlug er markante Veränderungen vor. Was Dr. Brod aus dem Brouček machen will ist mir nicht annehmbar, schrieb J ebenfalls an Hertzka (ED 23, Seite 150, 28.06.1918) - und dabei blieb es, bis 1959, als die Bayerische Staatsoper München unter Joseph Keilberth die Oper in der Übersetzung von Karlheinz Gutheim aufführte. Später kamen weitere Neu-Übertragungen hinzu (vgl. ED Libretto). Diese mehrfachen Versuche dokumentieren, dass man die höchst interessante dramaturgische Konzeption und die avancierte Musik für die nicht-tschechische Bühne retten wollte. Entscheidende Regie-Impulse gaben Bohumil Herlischka in Düsseldorf 1978 (WA 6) mit einer konsequenten Stilisierung, dann David Pountney 1992 in London mit einer neuen, auf die aktuelle Szene bezogene Textfassung (WA 9, Svatopluk Čech in der Maske des Staatspräsidenten Václav Havel und Anspielungen auf die Londoner Kunstszene) sowie die Aufführungen von Graz 1994, München 1995 und Gera 2004 (siehe oben WA 11-13).
T     Ein Vergleich von zwei Textpassagen aus dem Mondteil soll zeigen, wie man sich eine solche Aktualisierung vorzustellen hat. Robert Brock ist dem tschechischen Text des Librettos am nächsten: 
      1) "Své písně přináším vám, snivou astru, v ní rosa blýská jako slzy barda, jež voní jak aloe a narda a nebojí se kritikastrů". 
      2) "Tvorby zavřeny mi říše, kritizovat šlo by spíše. To však příliš neláká, mámtě duši dobráka!"
       
     
Karlheinz Gutheim, München 1959 Robert Brock, Berlin 1969 Hans-Jochen Irmer, Graz 1995 Werner Schneyder, München 1995
1
Wir kommen aus der Schule der Kosmetik, Mondmädchen ästimieren die Ästhetik. Nämlich für ganz gewisse Genüsse ist die Kosmetik die Prämisse. Ich bring Euch meiner Lieder bunte Aster, darin der Tau blitzt gleich der Tränen Perlen. Lind duftend wie Aloe, wie Erlen, und fürchte nicht die Kritikaster. Steirischen Herbstes Früchte will ich sammeln, Prestele schreit von unten wie er leidet, Bauer liest Bauer wie es ihn kleidet. Die Meister müssen Musen rammeln. ** Wir Frauen singen dieses neue Lied hier. Kannst du es nicht verstehen, recht geschieht dir. Denn es besingt Befreiung und Quoten und macht aus Männern Idioten.
       
2
Wenn der Erdtourismus anfängt und wir auf die Erde fliegen, so übers Wochenend', dann ist das doch von Wichtigkeit. Da mir Schöpfungskraft verschlossen, kann ich kritisieren offen. Doch dies war stets gut gemeint, denn ich bin kein Menschenfeind. Gerne würde ich in Reimen, dies und das zusammenleimen, oder auch im Streichquartett, wenn ich das Talent bloss hätt'. Wenn ich selbst auch keinen Ton treff', ich wäre gern Feuilletonchef. Geht auf Erden denn kein Glück, über die Musikkritik?
      ** "Prestele" = Anton Prestele, bayerischer Komponist und Theatermacher, geb. 1949; "Bauer" = Wolfgang Bauer, Grazer Schriftsteller, geb. 1941
       
      Der geschichtliche Hintergrund des 2. Teils ist für ein westliches Publikum schwerer nachvollziehbar, deshalb sind die musikalische Qualitäten des Werks erst nach und nach erkannt worden. Der erste Versuch, mit Raketenstart und Helikoptertransport zu aktualisieren (Ue Karlheinz Gutheim), hat zu stark in die Substanz eingegriffen, erst der Bezug zur Szene am Ort der Aufführung - London, Graz, München, Gera - brachte den Durchbruch. Ausserdem zeigte David Pountney mit den raschen Szenenwechseln - vergleichbar dem Film-Schnitt - wie avanciert Js dramatische Gestaltungskraft damals war (vgl L 31). Dies hatte seine Entsprechung in der Mehrfach-Schichtung der Musik.
      Die musikalische Behandlung des Textes bringt keine wesentlich neuen Elemente, die nicht schon in "Jenufa" oder "Schicksal" vorhanden gewesen wären. Sowohl die Lyrismen wie auch die historisch plakativen Szenen bauen auf Kurzmotiven auf, leben von wechselnden Kongruenzen von statischen und bewegten Motiven, hingegen setzt J die Männerchöre kompakter ein als in den beiden erwähnten Opern; die Erfahrungen mit den drei Chorballaden - > "Kantor Halfar" (JW 33, > "Marycka Magdonová" (JW IV/34+35) und > "Siebzigtausend" (JW IV/36 ) - und ihrem sozialkritischen Inhalt haben die Hussiten-Chöre beeinflusst. 
       
      Die Bedeutung der Brünner Organistenschule (O významu varhanické školy v Brně) > Feuilleton 1903 (JW XV/168)
      Die besonderen dramatischen Akzente der Sprechmotive des Tschechischen (Nápěvky naší mluvy vynikající zvlaštní dramatičností) > Feuilleton 1903 (JW XV/172)
       
      Die Donau (Dunaj) ['dunai] (The Danube) (JW IX/7)
      Sinfonie, 4 Sätze, nicht vollendet, bearbeitet und ergänzt von Osvald Chlubna 1934; "Originalfassung" von Leoš Faltus und Miloš Štědroň 1983 mit Ergänzungen für Aufführungen eingerichtet
K   1923 bis 1925, Sätze 1 und 3 vollständig ausgeschrieben, Sätze 2und 4 fragmentarisch
A   1928 autographische Skizzen, JA A 11.456
M   1985 P, Faksimile 10 Seiten, Kopie in Sammlung Knaus
      P, ergänzte "Originalfassung" von Leoš Faltus und Miloš Štědroň, 100 Seiten, Kopie in Sammlung Knaus
ED 1   P, Bearbeitung von Osvald Chlubna, Fotokopie, Bärenreiter Kassel BA 3884
  2 2009 JGA H/3 "Die Donau - Sinfonie 1923-1928", mit Vorwort von Jarmila Procházková tschech, dt, engl, frz, russ; dazu Faksimile des Autografs; Editio Bärenreiter Praha, H 7950, BA 6861
MT     Leihmaterial der Chlubna-Fassung, bei Bärenreiter Kassel www.baerenreiter.com
B 1   "Originalfassung": 4 Fl - 2 Ob - EHr - 2 Klar - Bassklar - 2 Fag - KFag; 4 Hr - 3 Pos - Tuba; Pk (3 Spieler) - Hrf - Str (2 Viola d'amore) + Sopran-Solo
  2   Version Chlubna: + 3 Tromp - Celesta - Kastagnetten!; ohne Sopran-Solo!
       
D    
T = Takte
Dauer
1. Satz
2. Satz
3. Satz
4. Satz
"Originalfassung"
17 min
51 T
216 T
127 T + Sopran
240 T
Version Chlubna
21 min
50 T
294 T
177 T
255 T
       
UA 1 1948 02.05., Version Chlubna: Brünn, Rundfunk, Radio-Sinfonieorchester Brünn, Břetislav Bakala
  2 1985 06.06., "Originalfassung": Ostrava, Ostrava Philh. Orchester, Otakar Trhlík; mit Sopran-Solo: Jana Jonášová
WA 1 1958 23.10., Version Chlubna: Brünn, Brünn Philharmonie, Břetislav Bakala (in Jubiläumsbuch "Státni filharmonie Brno", 54)
  2 1984 31.08., Version Chlubna: Interlaken, Prager Sinfoniker, Jiří Bělohlávek, Sätze 1, 2 und 4
  3 1985 02.10., "Originalfassung": Brünn, Janáček-Philh. Ostrava, Otakar Trhlík; Jana Jonášová
  4 1987 06.06., "Originalfassung": Liverpool, Charles Mackerras
  5 1988 06.05., Version Chlubna: St. Louis, St. Louis Symphony Orch., Leonard Slatkin
  6 1988 08.10., "Originalfassung": Brünn, Royal Liverpool Philh. Orch., Libor Pešek
TT 1 1954 Břetislav Bakala; Radio-Sinfonieorchester Brünn, MULTISONIC CD publ 1993; Version Chlubna
  2 1974 Jiří Waldhans; Brünner Philh., Live-Mitschnitt Rundfunk, CD, Sammlung Knaus, Version Chlubna
  3 1985 Otakar Trhlík; Janáček-Philharmonie Ostrava, Jana Jonášová, Sopran; SUP CD; "Originalfassung"
  4   Libor Pešek; Slowakische Philh., Jana Valášková, Sopran; MARCO POLO LP st, CD; "Originalfassung" > naxosmusiclibrary
  5 1992 František Jílek; Brünner Philh., Karolina Dvořáková, Sopran; SUP CD; "Originalfassung"
  6 2004 Sir Charles Mackerras, Brünner Philharmonie; STÁTN'I FILHARMONIE BRNO, CD
  7 2014 Edward Gardner, Bergen Philharmonie, CHANDOS CD; "Originalfassung"
       
L 1 1924 Vesely 96-98; dt Ue in MdL 65-66
  2 1958 Vogel 380-386
  3 1976 Štědroň, Miloš: Janáčkova symfonie Dunaj v pojeti Osvalda Chlubny (Js Sinfonie "Die Donau" in der Bearbeitung von Osvald Chlubna) in: Hudebni věda 1976
  4 1983 Štědroň, Miloš: Chlubnova verze Janáčkova Dunaje (Chlubnas Version der Janáčekschen Donau) in: Koll78, 169-175, Brünn 1983
  5 1985 Štědroň, Miloš + Faltus, Leoš: Z novu janáčkova symfonie dunaj (Von der neuen janáčekschen Sinfonie "Die Donau") in: opmus 7/85, 193-196
  6 1995 Štědroň, Miloš: Janáček's "Danube": Some Notes on the Montage of the Symphony by the Composer and on its Reconstruction from an Autographic Draft. In: Janáček and Czech Music. Proceedings of The International Conference, St. Louis, 1988, Pendragon Press, Stuyvesant, NY 1995, 321-334
  7 1995 Knaus, Jakob: Leoš Janáček's "Danube" Symphony - Original and Chlubna Versions. In: Janáček and Czech Music. Proceedings of The International Conference, St. Louis, 1988, Pendragon Press, Stuyvesant, NY 1995, 335-340
  8 1998 Novak, Miroslav: Leoš Janáček's Oper "Věc Makropulos". Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1998, 122-136; enthält die Partitur des ganzen 3. Satzes 200-211
  9 2004 Trost, Ernst: Wie die Donau tönt - Gedanken zu einem europäischen Strom und seinem musikalischen Leben. > www.danube-river.org/ > 2004 Wie die Donau tönt (auf dem Internet jetzt - 3/2016 - nicht mehr vorhanden) - in der sammlung knaus vorhanden.
I 1 1978 Faksimile des Autografs, 1 Seite, in: iconogr 57
  2 1995 Faksimile des Autografs, 10 Seiten, Sammlung Knaus
      Das Werk muss als "nicht ganz abgeschlossen" bezeichnet werden, zwei Sätze sind vollendet, der dritte und vierte sind beinahe fertiggestellt. J hat am 19.08.1926 an Otakar Ostrčil geschrieben: Unsere Donau ist nicht so verlockend, als dass ich es mit der Fertigstellung meiner Donau eilig hätte. Die Gründe dafür sind nicht eindeutig. Es scheint aber, dass die > "Sinfonietta" (JW VI/18) dazwischen kam und ihn die ersten Skizzen dazu so sehr packten, dass er die angefangene Sinfonie liegen liess. Er hat dann wohl auch rasch kompakte Lösungen gefunden, nach denen er in der "Donau" vielleicht vergeblich gesucht hatte.
      Der 1. Satz beginnt mit einem typischen Quart/Sekund-Schritt aufwärts. Sofort fällt auf, dass das motivische Material weniger konsequent gehandhabt wird: relativ rasch führt er ein zweites Motiv ein, bevor er noch, wie in andern Werken, das erste nach all den ihm innewohnenden Varianten "abgehorcht" hat. Immerhin gruppiert er das Hauptmotiv um:
       
      donau1 donau2
       
      Im 2. Satz setzt J 4 Paukenpaare in Akkorden ein und grundiert damit den Satz düster und bedrohlich. In den Takten 106-147 verwendet er eine staccatierte Tonfolge, hinter der die Sprechmelodie einer Gedichtzeile vermutet werden muss:
      donau3
     
  Ach,  je to sot-va       ho-di-nu, co      vi-děl ta-dy      div-či-nu
  Ach, noch vor einer   Stunde sah er schimmern es hell und klar
       
      Der Satzbeginn nimmt den Gestus dieser Sprechmelodie schon vorweg, nicht aber die absteigende Sekund wird das markante Zeichen, sondern die rhythmische Konkurrenz zwischen dem scharf punktierten, absteigenden Motiv und den Viertel-Triolen; der sprechmelodisch formulierte 4-Takter ist dann als eine Variante des absteigenden Anfangsmotivs zu betrachten. Diesem Satz legte J das Gedicht "Die Ertrunkene" von Pavla Křičková zugrunde: Ein badendes Mädchen wird von einem fremden Burschen aus dem Gebüsch heraus beobachtet; vor Scham springt es in den Teich.
       
     
Pavla Křičková: Die Ertrunkene (dt Rohübersetzung von Jan Rada)
Die zarten Knie umarmt, den Kopf geneigt, so zog man sie aus dem Teich, nur ein paar Schritte vor dem Wehr. Laut seufzte die Mutter im gramverstummten Volk, der Vater, von Tränen gewürgt; sie war erst fünfzehn Jahre alt.
Wen hat das Schicksal zum Mörder bestellt, wer spannte dies Unglücksnetz?
Ach, es ist keine Stunde her, da sah man ein lustiges Mädchen sich auf dem Wehr entkleiden. Nur ein Häuflein Kleider liess es da, ihren zarten Körper, blank und weiss, reichte es der Sonne zum Liebkosen. Oh wie schön wurde das ganze Land! Das war die Eva und ihr Paradies drum herum. Die Wiesen, duftend und durchgewärmt, von stillen Wäldern umarmt, lächelnde Sonne im Azur und der blaue Weiher, voll im Glanz, sanfte Wellen laufen an einer Reihe, legen sich zahm um des Mädchens Fuss. Fliegensummen, Wasserrauschen begleiten des Mädchens Lied. Das Mädchen schaut gen Himmel, stimmt ein Lied des Jubels an, singt, tanzt für sich für Erde und für das Himmelreich. Das Land hört zu, atemstill, und auch die Sonne, lächelnd lauscht.
Im Gebüsch liegt ein Knabe, unbewegt; wie die Glocke schlägt sein Herz. Wenn er nur unterdrücken könnte den leisen Seufzer, der ihn drückt! Die Feldtrompeten blasen Sturm, so erstarrten die Mädchenschritte, und wie ein verwundetes Reh schaut sie ihm eine Weile zu, wie Scharlach, das weisse Körper färbt. Ein Aufschrei, der goldenen Haare Blitz, und Sprung.
Über die Tiefe weht das Weh, aber das Land, das verrät nicht, dass eben ein Unglück sich vorbeischlich. Die Wiesen duftend, durchgewärmt, von stillen Wäldern umarmt, lächelnde Sonne im Azur und der blaue Weiher, voll im Glanz, sind wie ein lächelndes Paradies. Wie ruhig atmet das Land. Am Horizont, nun schon ganz weit, verschwindet ein trauerndes Geleit. 
Sanfte Wellen laufen an einer Reihe, legen sich dem Wehr zu Fuss, wo Feldblumen, wie Geschwister, über ein buntes Kleiderhäuflein wachen.
       
      Im 3. Satz wird ein hoher Sopran mit einer Vokalise auf A----A eingesetzt, die bis zum dreigestrichenen E reicht. Als Ausgangspunkt diente hier ein Gedicht von Alexander Insarov - das war allerdings ein Pseudonym für die 20-jährige Pragerin Sonja Špálová, die sich mit dem Komponisten Josef Mysliveček beschäftigte. In diesem Gedicht kann sich eine junge Prostituierte irgendetwas wünschen - zuerst will sie einen Palast und bekommt ihn auch, in der zweiten Strophe sucht sie vergeblich nach ihm und in der dritten wird sie von niemandem mehr begehrt: sie friert und wünscht sich nur noch einen warmen Ofen. Und hier folgt ein merkwürdiger Zusatz von Js Hand: Springt in die Donau; der offene Schluss bei Insarov wird kurzerhand ergänzt. Schon zwanzig Jahre früher hatte J die sozialkritische Ballade > "Marycka Magdonová" (JW IV/34) von Peter > Bezruc für Männerchor gesetzt, in der sich die Hauptgestalt mit einem Sprung in den Fluss vor der Strafverfolgung rettet. Auch Kát'a in der Oper "Kát'a Kabanová" (JW I/8) sucht den Tod im Fluss - in der Wolga.
      In diesem Satz verwendet J Material des für den 2. Akt der Oper "Die Sache Makropulos" (JW I/10) ursprünglich vorgesehenen Vorspiels (> L 8)
       
     
Alexander Insarov: Lola (dt Rohübersetzung von Jan Rada)
Gebt mir ein Palais, wo ich wandeln könnte in weissmarmornen Treppenhäusern, laufen den ganzen Tag, immer nur lustig auf und ab, mein Schritt ist ein Wort, ein Lied! Gebt mir die weisse Villa mit dem roten Dach, ich hab doch ein fröhliches Herz, fröhliche Kraft! Ich will leben, durch Wald und Fluss und Berg, durch Vogelsang. Gebt mir jeden Schatz der Welt und alle Sterne des Himmels. Ich bin doch die rote Flamme, der ganzen Welt geb ich die Wärme meines Blutes und mein Augenlicht. Ach, das Leben lächelt lustig, die Armringe klirren - so intim flirrt das Licht im chambre séparée...das Männerblut brutzelt in Glut.
Die Feueresse peitscht mich krumm. Wer drückt mich denn? Wer bringt mich um? ..... Wo ist mein Palais, wo ich wandeln wollte in marmornen Treppenhäusern, wo meine Villa mit rotem Dach, wo meine Freude, Wohl und Kraft?
Noch bin ich es, ein bisschen doch, bin nicht ganz um. Die Wiesenblüten hab ich noch im Herbstnebel, das Lächeln kommt mir nicht mehr leicht und in einem Monat, in einer Woche, schon morgen vielleicht lungere ich durch die Strassen, die Letzte der Letzten. Ich werde frieren, Hunger haben, und ich werde mich entsinnen, wie Sonnenstrahlen am Julitag ihr Gold in stille Wälder streuen, wie in der Lichtung rote Beeren schreien. 
Ich bin die Letzte geblieben. In einer Weile kommt der Tag, und niemand will mich. Mir ist kalt! Ich hab Hunger! Und zurückdenken geht nicht mehr. Und doch war ich die herrliche rote Flamme....Gott, wenn ich mich wärmen könnte an einem warmen Ofen!
       
      J strebt mit seiner "Donau"-Sinfonie keine Naturschilderung an - für ihn wie für alle Südslawen, also für Mähren, Slowaken, aber auch für die Russen in der Ukraine hat die Donau mystische Bedeutung. "Donau" ist im Slawischen männlichen Geschlechts: "der Dunaj"! Und ihm wird oft in volkstümlichen Texten eine todbringende Rolle zugewiesen. Für J ist die Donau ein panslawistisches Symbol (Brod 66).
      Lola, die Prostituierte, steht im Mittelpunkt: ihre anfänglich triumphierende Geste weicht der nackten Angst; in einem Triller verflackert die Verzweiflung, zwei Orchesterschläge deuten das tragische Ende an. Gestern, am 1. Oktober 1924, ist mir eingefallen, dass Insarovs Lola in ihr (der Donau) ertrinken wird. Und einmal, vielleicht im Jahre 1925, wird auch dieses Werk in meinem befreiten Gemüt so rasch ausreifen wie an der Sonne. (Vesely 98, dt Ue in MdL 67)
      Der 4. Satz scheint nicht die endgültige Gestalt erhalten zu haben, der Schluss wirkt eher zufällig. Die > "Sinfonietta" packte ihn stärker und auch der Stoff > "Die Sache Makropulos" (JW I/10) für die nächste Oper. Dies mag eine Erklärung dafür sein, dass J das Werk weglegte, bevor es ganz ausgefeilt war. 
      Osvald Chlubnas Bearbeitung orientierte sich am Orchesterklang eines Richard Strauss oder am spätromantischen Novák-Suk-Klangideal. Interessant ist, dass auch Richard Strauss an einer "Donau"-Sinfonie arbeitete, allerdings erst 1942; sie blieb ebenfalls unvollendet.
       
      Die Dritte > Der Wildfang (JW XIV/12)
      "Die Ertrunkene" von Pavel Křížkovský (Utonulá Pavla Krížkovského) > Feuilleton 1902 (JW XV/167)
       
      Die Friedeker Mutter Gottes > Auf verwachsenem Pfade I (JW VIII/17, Nr. 4)
      Zwei Versionen:
      1) für Harmonium 1901, 60 Takte, JGA F/1, 120 supplement
      2) für Klavier, nach 1902, 70 Takte, JGA F/1, 46-48
      Es gibt weiter eine Bearbeitung für Cello und Klavier, von František Smetana
       
      Die Geliebte des Grossbauern (Gazdina roba) ['gasdina 'roba, s=sth] (The farm mistress) (JW XI/8)
    1904 Geplante Oper in 3? Akten nach dem Bühnenstück von Gabriela > Preissová (1890)
      Von ihr stammt auch der Text "Její pastorkyňa" zu Janáčeks dritter Oper "Jenufa" (JW I/4). J hat im April 1904 und dann im August 1907 das Textbuch "Gazdina roba" mit Bemerkungen und musikalischen Motiven versehen. Der gleiche Text ist 1897 schon von Josef Bohuslav > Foerster für seine Oper "Eva" verwendet worden.
L 1 1980 Straková, Theodora: Janáčkovy opera Šárka, Počátek romanu, Osud a hudebně-dramatická torza (Js Opern Šárka, Anfang eines Romans, Schicksal und musik-dramatische Torsi), in: CMM LXV 1980,149-158
  2 1997 JW 329-330
       
      Die Haselnuss (Oříšek léskový) ['orschiischegg 'lesggovii] (The hazelnut) (JW XIV/4)
K   1899 Volkslied-Transkription des Liedes Nr. 14 aus > "Mährische Volkspoesie in Liedern (JW V/2), für Klavier; Proch 30 erwähnt sie.
A     verloren
UA   1899 05.03. Brünn, Beseda, Bohumír Fialka, Klavier (JW 346)
L   1997 JW 346-47
       
      Die Jugend (Mládí) ['mlaadii] (Youth) (JW VII/10)
      ursprünglicher Titel "Mladý život" (Junges Leben)
      Suite für Bläsersextett
K   1924 24.07., in Hukvaldy; laut Brief an Kamila Stösslová; am 10.08.1924 muss das Werk vollendet gewesen sein, denn er übergab die P dem Kopisten Václav Sedláček. Bei den Proben machte er noch Korrekturen
A   1924 autografe Skizzen, einige Blätter datiert 17., 18., 19.07. und 10.08.1924, JA A 23.515
M 1   P + Stimmen, Abschrift von Václav Sedláček, autorisiert, dat 28.08.1924, JA A 23.456
  2   Stimmen, Abschrift von Václav Sedláček, nicht autorisiert, nicht dat (> JGA, E/6, 43)
  3   P, Abschrift von Václav Sedláček, autorisiert, für Druck der TP HM 1925 verwendet; dat mit 06.11.1924 in den Bemerkungen von Otakar Nebuška; sie enthält Js Korrekturen, JA A 48.559
ED 1 1925 TP, HM Prag, H.M. 341
  2   KlA von Břetislav Bakala, HM Prag, HM 348
  3 1947 TP, HM Prag, H.M. 341, hrg von Otakar Šourek, mit Korrekturen und Metronomangaben der Brünner Aufführung (Prager Angaben in Klammern)
  4 1958 Stimmen, SNKLHU Prag, H 2609
  5 1970 TP, IMC New York, Reprint von ED 3)
  6 1979 TP, Peters Leipzig EP 13041, hrg von Miroslav Barvík und Reiner Zimmermann
  7 1980 TP, EdS Prag, H 6514, ediert von Otakar Šourek, mit Vorwort
  8 1982 Stimmen, Peters Leipzig, H 13184, hrg von Miroslav Barvík und Reiner Zimmermann
  9 1990 JGA E/6, SUPRAPHON/BÄRENREITER BA 6854, "Die Jugend", ediert von Jan Doležal und Leoš Faltus, Vorwort von Svatava Přibáňová; mit Einzelstimmen
  10 2010 BAERENREITER URTEXT, Studienpartitur TP 528 + Stimmen BA 9528, hrg. von Jan Doležal und Leoš Faltus, Vorwort von Jiří Zahrádka tschech, engl, dt
  11 2015 HENLE URTEXT, Studienpartitur HN 7093 + Stimmen HN 1093, hrg. von Jiří Zahrádka, Vorwort von Jiří Zahrádka, (umfangreicher als in ED 10) mit Faksimiles, dt, engl, frz; Kritischer Bericht dt, engl
MT     Bärenreiter Kassel www.baerenreiter.com
B     Fl(auch Piccolo), Ob, Klar, Hr, Fag, BKlar
D     16 min Andante - Moderato - Allegro - Con moto
      Andere Satzbezeichnungen in ED 1: Allegro - Andante sostenuto - Vivace - Allegro animato
UA   1924 21.10., Brünn, Besední dům, Professoren des Brünner Konservatoriums
WA 1 1924 23.11., Prag, Theater auf den Weinbergen
  2   28.11., Prag, Mozarteum
  3   03.12., Brünn, Klub der Kunstfreunde
  4 1925 11.12., Zagreb, erste Aufführung im Ausland
  5 1926 06.05., London, Wigmore Hall, J anwesend (+ 1. Streichquartett, Märchen, Violinsonate)
  6   08.12., Berlin, Singakademie
  7 1927 04.04., Brünn, Rundfunkübertragung
TT 1 1938 Prager Bläserquintett; ESTA P, ULTRAPHON P
  2 1951 Bläsersextett des Berliner Radio-Orchesters; CHANT DU MONDE LP m
  3 1954 Philadelphia Woodwind Quintet; COLUMBIA LP m > naxosmusiclibrary
  4   Prager Bläserquintett; SUP LP m
  5 1962 Leningrader Philh. Bläserquintett; MELODIJA LP st
  6 1966 Caramoor Festival Ensemble; DESTO LP st, PHOENIX CD, publ 1989
  7   Melos Ensemble; EMI ASD LP st, CD, publ 1994
  8   Bläserquintett des SWF Baden-Baden; MACE LP st, BASF LP st
  9 1970 Foerster Bläserquintett; PANTON LP st, CD, publ 1990
  10 1972 Prager Bläserquintett; SUP LP st
  11 1973 Danzi-Quintett; BASF LP s
  12 1976 Wiener Bläsersolisten; LONDON LP st, DECCA LP st
  13 1978 Quintett der Brünner Philharmonie; PANTON LP st
  14   Mitglieder der Londoner Sinfonietta; DECCA LP st, CD, publ 1991 + 1996
  15 1980 Koenig Ensemble; BEDIVERE LP st
  16   Mitglieder des Los Angeles Chamber Orchestra; NONESUCH LP st, CD, publ 1982
  17   Residenz-Quintett München; CALIG CD
  18 1981 Wingra Quintet (USA); SPECTRUM 142, LP st
  19 1985 Mitglieder des Orpheus Chamber Orchestra; DGG CD
  20 1986 Basel Ensemble; DENON CD
  21 1988 Aulos Bläserquintett; KOCH SCHWANN LP st, CD
  22 1989 Bläser des Chamber Orchestra of Europe; CD, publ 1991
  23 1990 Prager Bläserquintett; SUP LP st, CD
  24   Fodor-Quintett (Niederlande); OTTAVO CD
  25 1991 Ensemble Walter Boeykens (Belgien); HARMONIA MUNDI FRANCE CD
  26 1992 Ensemble Villa Musica; DABRINGHAUS und GRIMM CD
  27 1993 Virtuosi di Praga; LUPULUS CD
  28 1994 Camas Quintett (Deutschland); EIGENART CD
  29   Linos-Ensemble (Deutschland); CAPRICCIO CD
  30 1995 Niederländisches Bläserensemble; CHANDOS CD
  31   Mitglieder des London Festival Orchestra; ARTE NOVA CD
  32   Michael Thompson Wind Quintet (GB); NAXOS CD > naxosmusiclibrary
  33 1996 Swiss Wind Quintet; KOCH DISCOVER CD
  34   Quintette à vent Claude Debussy (Frankreich); HARMONIA MUNDI FRANCE CD
  35   Prager Bläserquintett; PRAGA CD
  36 2000 Philharmonische Bläsersolisten Oslo; NAXOS CD > naxosmusiclibrary
  37 2005 Berliner Philharmonisches Bläserquintett, BIS CD > naxosmusiclibrary
  38 2006 Ensemble Wien - Berlin; CAMERATA CD
  39 2008 Prometheus-Ensemble; EUFODA CD
  40   Quintett Wien + Reinhold Brunner, BKlar, NIMBUS CD > naxosmusiclibrary
  41   Ensemble Kontrapunkte Wien, Ltg: Peter Keuschnig, NEIRO RECORDS CD
  42 2009 Bläserquintett der Berliner Philharmoniker + Manfred Preis, BKlar., BIS CD > naxosmusiclibrary
  43 2011 Rampart Winds der United States Air Force Band of the Rockies; ALTISSIMO REC. CD > naxosmusiclibrary
  44 2012 Andrea Lieberknecht, Fl; François Leuleux, Ob; Shirley Brill, Klar; Sebastian Manz, BKl; Dag Jensen, Fag; Marie Luise Neunecker, Hr; CAvi-music CD > naxosmusiclibrary
  45   Stevenson Winds, gegr. 2008 am Royal Conservatoire of Scotland's Stevenson Hall; Leader: Maximiliano Martin, Clarinet; NIMBUS CD > naxosmusiclibrary
  46 2013 Ensemble der Musikhochschule Lübeck, gegr. 2011, CD MHL, erhältlich über Musikhochschule Lübeck
  47 2015 Bläser des Concertgebouw Orch. Amsterdam, RCO LIVE CD > naxosmusiclibrary
  48 2016 Acelga Quintett, GENUIN CD > naxosmusiclibrary
       
L 1 1958 Vogel 395-400 
  2 1979 TP "Jugend", Edition Peters, Nachwort und Revisionsbericht von Miroslav Barvík und Reiner Zimmermann
  3 1990 JGA E/6, Vorwort von Svatava Přibáňová
I 1 1974 iconogr 52
  2   Foto, Titelblatt des Autografs, Sammlung Knaus
  3   Foto, J und Mitglieder des Londoner Bläsersextetts, Sammlung Knaus, Foto Nr. 76, auch in obraz 48
      Im Jahre 1923 hörte J in Salzburg (IGNM-Festival) das Pariser Bläserensemble "Société moderne des instruments à vents". Dies regte ihn dazu an, für diese Besetzung zu schreiben. Jugend-Erinnerungen an die Schulzeit im Altbrünner Kloster (1865-69) konkretisierten dann den Plan. Er verwendete für den 3. Satz den > "Marsch der Blaukehlchen" (JW VII/9), den er im März 1924 in Berlin notiert hatte > Feuilleton "Berlin" (JW XV/253).
      Der rhythmische Reichtum und der helle Klang überraschen, wobei trotz der relativ einfach gehaltenen Einzelstimmen das Zusammenspiel äusserst anspruchsvoll ist. Kurzmotive dominieren; durch originelle Akzentsetzungen entstehen bi-rhythmische Effekte:
       
      mladi1 mladi2
       
      Ähnliche Komplexe sind auch in den > "Kinderreimen" (JW V/17) und in der Oper > "Das schlaue Füchslein" (JW I/9) zu beobachten.
       
      Bearbeitungen;
      Das Werk ist auch für Streichquartett arrangiert worden, von Krystof Mařatka, Komponist (geb. 1972 in Prag)
    2017 aufgeführt durch das Zemlinsky-Quartett in Amsterdam, Concertgebouw Recital Hall am 15.08.2017
       
      Bearbeitungen
ED 1 2018 Bearbeitung für Streichquartett von Kryštof Mařatka, P + Stimmen, BAERENREITER BA 11543 + Studienpartitur TP 521
       
       
      Die lebendige Leiche > Der lebende Leichnam (JW IX/6)
      Die Mücke > Die Stechmücke (JW X/23)
      Die Mücken > Die Stechmücken (JW IV/28, Nr. 2)
      Die Mückenhochzeit > Mückenhochzeit (JW III/2)
      Die musikalischen Umrisse der Volkstänze in Mähren (Osnovy hudební lidových tanců na Moravě) > Feuilleton 1893 (JW XV/144)
      Die neue Orgel im Königinkloster Alt-Brünn > Feuilleton (JW XV/14)
      Die Ortschaft "Nieder-Hochwald" (Osada "Pod Hukvaldy") > Feuilleton 1898 (JW XV/158)
      Die Prager Musikakademie (Akademie hudební v Praze) > Feuilleton 1887 (JW XV/66)
       
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