R1 aktualisiert: 29.11.2016
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Abkürzungen

       
      Rabindranath Tagore
      Titel des Feuilletons von LJ, das er nach dem Besuch des Vortrags von > Tagore in Prag verfasst hat und es wenige Tage später in der Zschr "Lidové noviny" publizieren konnte.
L   1921 Rabindranath Tagore. In Lidové noviny 22.06.1921; Lit 1, 477-479; dt Ue in Feuill, 72-75; in MdL, 130-131; Bengalische Sprechmotive (JW XV/229)
       
Was Zahl Jahr Racek, Jan ['ratsegg] (01.06.1905 Bučovice, Mähren - ?.12.1979)
      Tschechischer Musikologe und Janáček-Biograf; war in den 50er- und 60er-Jahren einer der führenden Janáček-Forscher, ausgehend von der intensiven Beobachtung der Zusammenhänge zwischen Musik und Dichtung, die sein Lehrer Vladimír Helfert gepflegt hat. Racek stellte J immer in den Kontext der Entwicklung der "Weltmusik".
L 1 1940 Leoš Janáček a současní moravští skladatelé (L.J. und die zeitgenössischen mährischen Komponisten) Brünn 1940 
  2 1962 Leoš Janáček, Biografie, Reclam Leipzig 1962, dt; überarbeitete und ergänzte Neu-Auflage 1972
  3 1963 Leoš Janáček über die kompositorische Struktur der Klavierwerke Friedrich Chopins, in: Chopin-Jahrbuch 1963, Wien 1963, S. 88-116, auch in: LJG-Mitt 1983/1-3 
  4 1968 Janáčeks Studienaufenthalt in Leipzig in den Jahren 1879/80, in: 1843-1968 Hochschule für Musik Leipzig, S. 187-199 mit Illustrationen, Leipzig 1968 
  5   Leoš Janáček und seine Bedeutung in der tschechischen und Welt-Musikkultur, in: Koll68, 59-74 
  6 1975 Leoš Janáček v mých vzpomínkách (L.J. in meinen Erinnerungen), Prag 1975 
  7 1978 Janáčeks Impressionismus, in: opmus 5/6-1978, S. 161-165 
  8 1981 Janáčkovo slovanství (Janáčeks Slawismus), Unesco-Bericht "Music of the slavonic nations" Brünn 1981, S.137-146 
  9 1986 Bibliografie profesorů Jana Racka, Bohumíra Štědroně a Zdeňka Blažka (Bibliografie der Professoren Jan Racek, Bohumír Štědroň und Zdeňek Blažek), Brünn 1986, S. 15-40, mit über 50 Janáček-Nachweisen bei Jan Racek
I 1 1937 Jan Racek zus. mit Zdenka Janáčková, Břetislav Bakala, Vladimír Helfert und Dalibor Chalupa, in: L 6, S. 96/28
  2 1938 Jan Racek am Grab von Zdenka Janáčková, in: L 6, S. 96/27
  3 1975 Porträtfoto, in: L 6, Umschlag vorn
  4 1980 Porträtfoto, in: obraz 68
       
      Radhošt' ['radhoschtj] (dt. Radegast)
      sagenumwobener Berg in der Nähe von Js Geburtsort Hukvaldy, in den Mährisch-Schlesischen Beskiden, 1129 m über Meer, ein beliebtes Touristenziel
L 1 1890 Jarmila Procházková, Bohumír Volný (Hrg): Leoš Janáček. Born in Hukvaldy, Brünn 1995, 14
  2 1928 Janáček, Leoš: "Meine Lachei" (Moje Lašsko, JW XV/310), in: Lit, 623-624; dt. in: Feuill, 3-5, auch in: MdL, 62 
I      
       
      Radujte se všichni > Volkslied-Arrangements in "Starosta Smolik" (JW V/15)
       
      Rákoš Rákoczy ['raaggosch 'raaggootsi] (JW I/2)
      "Ein Bild aus der Mährischen Slowakei" mit Originaltänzen und Liedern in einem Akt; Tanzsuite mit lachischen, walachischen und hanakischen Tänzen sowie Solo- und Chorliedern
      unterschiedliche Schreibweise, öfters auch "Rákóš Rákóczy" - JW 5 verwendet den Titel "Rákoš Rákoczy", deshalb auch hier
      auch: "Pan na Nových zámcich" (Der Herr auf dem Neuen Schloss), vgl. Ste-Krit, Mitt.5, Seite 11
      Libretto von Jan Herben; Ballettbearbeitung von August Berger (August 1891)
T     Jan Herben, nach Vítězslav Háleks epischem Gedicht "Děvče z Tater" (Das Mädchen aus der Tatra) 1871
K   1889 bis 1891
M     Abschrift der Tänze, meistens von Josef Štross, Nationaltheater Prag, Nr. 263, Tb im JA, Tänze in JA A. 23 502
ED 1   P, DILIA 205 Prag, 411 Seiten, mit Titel "Rákós Rákóczy (Valašské tance)"
  2   KlA, DILIA 623 Prag, arr. von Ladislav Matějka, mit tschech Text, 110 Seiten
MT     P Leihmaterial, bei DILIA Prag und UE Wien www.universaledition.com ; KlA, Leihmaterial bei DILIA
B     2 Fl - 2 Ob, EHr - 2 Klar, BKlar - 2 Fag - 3 Hr - 2 Trp - 3 Pos - Timp - Vl - Vla - Vc - Kb - Hrf - Lyra - Glocken - Cymbal - Slzg; Vokalsolisten S, A, T, B; gem. Chor; auf der Bühne: Klar - Vl 1+2, Vc
D     54 min, 2392 Takte
UA   1891 24.07., Prag, ND, Dirigent: Mořic Anger, Regie: František Kolár, Choreografie: Augustín Berger
WA 1 1892 20.11.1892, Brünn, Besední dům, Dirigent: LJ, Orch. des Nat.theaters Brünn, Amateurchor (nur einzelne Nummern)
  2 1938 14.05.1938, Brünn, Nat.theater; neue Bearbeitung von Rudolf Walter
  3 1996 09.11., Basel, Stadtcasino, Sechs Chöre aus dem Ballett, Basel Sinfonietta, Regio-Chor Binningen/Basel, Thüring Bräm
TT 1 1996 GA, Leoš Svárovský, Brünn Philh, TschechPhilhChor Brünn, Petr Fiala; SUP CD
      J richtete ein Gesuch an die "Akademie der Wissenschaften" um Unterstützung für seine Forschung im Bereich des Volkstanzes, mit dem Hinweis auf "Rákoš Rákoczy" als erstem Ergebnis dieser Studien. Josef > Merhaut sprach von einem "Slawischen Nationalballett"; diese Funktion hat aber das Werk nie übernehmen können - Dvořáks "Slawische Tänze" wurden zu populär!
      1891 wurde in Prag eine grosse > ethnografische Ausstellung vorbereitet, in der die Eigenart der tschechischen und mährischen Volkskultur zum Ausdruck gebracht werden sollte. Das Nationaltheater bestellte bei J eine Ballettmusik, die auf Volksweisen basieren sollte. J bediente sich des musikalischen Materials seiner walachischen und mährischen Tänze und ergänzte mit Volkslied- und Volkstanzarrangements, wie er sie ab 1886 anfertigte und sie nach und nach in verschiedenen Sammlungen herausgab > "Volkstänze in Mähren" (Národní tance na Moravě, VIII/10), > "Mährische Tänze" (Moravské tance, VI/7). In den > "Lachischen Tänzen" (JW VI/17), die J erst gegen Ende seines Lebens publizierte, haben einige der Tänze ihre endgültige Form erhalten. Um den Überblick über die Mehrfach-Verwendung dieser Tänze zu erhalten, vergleichen Sie die Tabelle "Lachische Tänze"
      J war Praktiker in jeder Hinsicht: Die Tänze hat er damals durch eine Volkskapelle aufführen lassen, 64 Tänzer waren dabei, auch seine Tochter Olga, der Vater hat dirigiert; seine Ehefrau Zdenka hatte bei den Kostümen mitgeholfen. Die Aufführung von "Rákoš Rákoczy" legte zwar die Basis zur Anerkennung von Js Einsatz für Volkstanz und Volksmusik, behinderte aber die rechtzeitige Anerkennung seiner eigenen kreativen Talente im Bereich der Komposition. Besonders in Prag hat man ihm das Etikett eines "Folkloristen" angehängt, von dem er sich auch in seinen letzten Lebensjahren nie ganz befreien konnte.
      Das Ballettspiel war während 25 Jahren das einzige Werk von J, das auf einer Prager Bühne aufgeführt wurde; erst 1916 kam "Její pastorkyňa" (> Jenůfa) auf die Bühne des Prager Nationaltheaters.
      Die Handlung des Balletts knüpft an eine alte Volkserzählung an: Ein Abenteurer, der in einen reichen Gutsbesitz in Mähren einheiraten will, gibt sich für den "Grafen Rákóczy" aus. Die Braut Kaluška aber liebt nicht ihn, sondern Jan, der in den Krieg gezogen ist und Gerüchten zufolge gefallen ist. In dem Augenblick aber, als sich die Hochzeitsgesellschaft versammelt, trifft der tot geglaubte Jan ein, so dass die Liebenden vor den Altar treten können. Der Betrüger wird entlarvt.
       
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      152 Takte, Allegro; nach 54 Takten wird zweimal der Abschnitt von 9c verwendet (= 18, Návrat vojínu) ); weiter verwendet auch in "Lachische Tänze" (JW VI/17, Nr. 3) > "Dymák"; ähnlich ist auch der "Lachische Tanz" (JW VI/17, Nr. 6) > "Pilky"
       
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B     43 Takte; vokal: Tenor solo mit gemischtem Chor und Orchester - "Musikanten, was macht ihr?"- Kombination von Solo-Partie mit Chorpartie ; identisch mit > "Mährische Volkspoesie in Liedern" (JW V/2, Nr. 50)
     
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      247 Takte, Andante; verwendet in > "Lachische Tänze" (JW VI/17, Nr. 1) "Starodávný", identisch auch mit "Starodávný" aus op. 2., ab Takt 47-62 "Šatečkový (Tüchleintanz) oder "Pentličkovy" (Bändertanz), dann ab Takt 63 "Kyový" (Keulen- oder Knüppeltanz)
       
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      151 Takte, Andante con moto, Mittel- und Schlussteil doppelt so schnell; verwendet in > "Lachischer Tanz" (JW VI/17, Nr. 6) "Pilky", identisch auch mit "Pilky" aus op. 2
       
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      ab Takt 75 bis Takt 106
       
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      66 Takte, Moderato; hanakischer Tanz, verwendet in > "Mährische Tänze" (ab Takt 9) (JW VI/7, Nr. 4) und > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 2)
       
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B     25 Takte; vokal: Sopran solo und Orchester - "Die Kleine wäre im Gänsemarsch unter die Haube gekommen"
       
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B     23 Takte; vokal: Frauenchor und Orchester, mit Glocken - "Graues Täubchen, irgendwo steckst du?
      verwendet in: > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 8); nicht identisch mit "Holubička" (> Das Täubchen) (JW IV/19, Nr. 2)
       
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B     70 Takte, con moto; vokal: Männer- und Frauenchor mit Orchester - Wem ist (gehört) das Mädchen"
      verwendet in > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 9)
       
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B     122 Takte, Allegro; hanakischer Tanz, vokal: Männerchor und Orchester -"Hatte ich, hatte ich, und hab' nun nimmer"
      verwendet in > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 1)
       
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      84 Takte, Presto; "Musik beim Erscheinen des Bräutigams", ab Takt 17 Dymák, vgl "Dymák" in 1) Úvod (Einleitung, siehe oben)
       
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      oder auch "Košužek" (Das Pelzchen)
      143 Takte, Allegro; verwendet in: > "Walachische Tänze" op. 2 (JW VI/4, Nr. 3)
      aber auch (nicht ganz identisch) in: > "Mährische Tänze" (JW VI/7, Nr. 1), aber erst ab Takt 9!
B     mit Glocken
       
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B     22 Takte, Andante; hanakischer Tanz, vokal: Frauen- und Männerchor mit Orchester - "Sitzt der Kuckuck auf dem Dache, näht das Kuckulein Schuhe..." (Kuckulein = kleiner Kuckuck)
      verwendet in: > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 4)
       
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B     32 Takte; vokal: Sopran, Alt und Orchester - "Es spielte der Dudelsack bei Pobudy, ich bin es, der es gehört hat" 32 Takte, A-B-A-Form. Dieses Lied hat er am 12.01.1880 in Leipzig gehört, als eine "lustige Gesellschaft durch die Strasse zog" und dieses Lied sang (im Brief an Zdenka, Zd-Br 131)
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B     12 Takte, langsam; vokal: Alt solo und Orchester - "Janek, geh nicht zu ihr, das hab ich dir gesagt"
      es folgt 8b - wieder Teil A "Dudy" mit 32 Takten
       
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      160 Takte, Allegro; verwendet auch die Moll-Variante; eingesetzt auch in: > "Lachischer Tanz" (JW VI/17, Nr. 5), auch in > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 12)
       
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B     12 Takte; vokal: Männerchor und Orchester - "Käthchen, Käthchen!"
       
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B     88 Takte; mit vokalen Einschüben, Tenor solo und Orchester (nur 3 Hörner + Slzg), mit Musikern auf der Bühne: Violinen 1+2 und Klarinette in A - ist (laut Proch-V 17) wegen Zensurverbot nicht aufgeführt worden
      Einleitung 13 Takte, vokal, instrumental Takt 14-43 (vgl. Notenbeispiel), Takt 44-52 vokal, Takt 53-64 ident. mit Takt 14-43, Takte 80-88 identisch mit 1) Úvod
      verwendet auch in > "Lachische Tänze" (JW VI/17, Nr. 3 Prestissimo-Takte 55-72 und 87-104)
       
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      166 Takte, Allegretto; fast identlisch mit > "Lachischer Tanz" (JW VI/17, Nr. 2 "Pozehnaný")
B     mit Glocken + Orgel
       
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      83 Takte, Presto; verwendet in > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 7), nicht ganz identisch; ebenso verwendet in > "Mährische Tänze" (JW VI/7, Nr. 2) - attacca
       
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      65 Takte, Con moto; vokal: Tenor solo und Orchester - "Rotes Tüchlein drehe dich um"
       
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      52 Takte, Andantino; hanakischer Tanz, auch "Škrk" (Ste-V 79) - der 2. Teil identisch mit "8b Dudy" (= 14, siehe oben); verwendet auch in > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 3)
B     vokal: gemischter Chor und Orchester - "Tantchen, wohin denn?" - teilweise geteilt in Männer- und Frauenchor
       
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B     42 Takte; vokal: gemischter Chor und Orchester - "Gänse unter'm Hof sie hütet" - je 2 Takte geteilt in Frauen- und Männerchor - attacca
       
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B     20 Takte, Allegro; vokal: Tenor solo und Orchester - "Als ich nach Prag um Erbsen ging" - attacca
       
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B     32 Takte, Allegro; vokal: Gemischter Chor und Orchester - "Ging der kleine Gärtner in den Garten mit der Hacke" - attacca
       
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B     32 Takte, Andante; vokal: Tenor solo und Orchester - "Das Täubchen ist aufgeflogen"
       
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B     59 Takte, Allegro; vokal: Tenor solo und Orchester - "Auf der Alm ist der Speck verloren gegangen"
       
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B     29 Takte, Andante mosso; mit Glocken; verwendet auch in > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 10), allerdings nicht ganz identisch;
      auch in > "Mährische Tänze" (JW VI/7, Nr. 5) und in > "Anfang eines Romans" (JW I/3, Nr. 13) - nicht ganz identisch
      wieder etwas anders artikuliert in "Mährische Tänze" Nr. 11 Editio Moravia/UE 30 192 (hier unter "Quadrille - Die kleine Ecke")
       
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      auch "Fleischhauertanz" oder "Platschtanz" (Proch-V 19)
B     42 Takte, Allegretto; vokal: Frauenchor und Orchester - "Ihr Fleischer, ihr Handwerker, ihr habt diese Bräuche"
       
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      hanakischer Volkstanz
      91 Takte, con moto; verwendet in > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10, Nr. 5); ebenso verwendet in > "Mährische Tänze" (JW VI/7, Nr. 3)
       
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      mährisches Volkslied
B     36 Takte; vokal: Sopran solo und Orchester - "Ich habe meinen Unterrock verloren" - attacca
       
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      mährischer Volkstanz
B     68 Takte, Moderato; vokal: Frauenchor und Orchester, mit Glocken - "Hab' im linken Fuss 'nen Dorn, Dorn, Dörnchen"
     
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      auch "Mückenhochzeit"
B     113 Takte; vokal: Frauen- und Männerchor mit Orchester - "Machten die Mücken wohl Hochzeit?"
      Achtung: nicht identisch mit dem Männerchor "Komáři" (JW IV/28, Nr. 2, > Die Stechmücken), der den gleichen Text verwendet
       
       
      Rakouska hymne > Oesterreichische Hymne
      Rakouský císař pán > Rákoš Rákoczy (JW I/2, Nr. 9c)
      Rebellenballaden, Rebellenlieder > Lieder aus Detva (JW V/11)
       
      Rebikov, Wladimir Iwanowitsch (01.06.1866 Krasnojarsk, Sibirien - Dezember 1920 Yalta, Krim)
      russischer Komponist und Klangexperimentator. Rebikov ist als "Vater des russischen Modernismus" bezeichnet worden. Er hat die Ganztonskala als erster prinzipiell verwendet. Seine "Melomimik" (kleine lyrische Szenen ohne Worte) oder auch seine Gesangsmelomimik (Lieder mit Mimik) und die dramatischen Fabeln sind ein russisches Pendant zum deutschen "Ueberbrettl" eines Ernst von Wolzogen und Arnold Schönberg. 1906 hat J dessen Oper "Jolka" kennengelernt, als sie in Brünn aufgeführt wurde. Dann erwähnte er ihn in seinem Text "Moderne harmonische Musik" (1907, JW XV/190). J erwähnt Rebikov auch in seinem Feuilleton "Jenůfa" von 1916 (JW XV/209) und in seinen Vorlesungen über die Oper (vgl. L 3). 
L 1 1907 Janáček, Leoš: Moderní harmonická hudba (Moderne harmonische Musik) (JW XV/190), in: Hlídka XXIV, auch in: Theorie II/7
  2 1916 Janáček, Leoš: Okolo Její pastorkyňa (Ueber Jenůfa) (JW XV/209), in: Hudební Revue 9, Nr. 7; auch in: MdL, 117
  3 1958 Racek, Jan: J und seine Bedeutung in der tschechischen und in der Weltmusik. Koll58,S. 63
  4 1968 Straková, Theodora: J und der Verismus. Koll68, S.80/a38
  5 1973 Štědroň, Miloš: J und der Expressionismus. LJG-Mitt 1973, Nr. 2+3; Spff H5, 119 
  6 1979 Nabokov, Nicolas: Zwei rechte Schuhe im Gepäck. dtv 1979, S. 121ff, 210, 375
       
      Regie
      Mit der Opern-Regie hat sich J erstmals bei der Wiener "Jenůfa" intensiv beschäftigt, als es darum ging, die Oper "aus dem mährischen Bauernleben" soweit von den Derbheiten zu befreien, dass der Konflikt auch als allgemeines Problem der Gesellschaft akzeptiert werden konnte. Ota > Zítek war von 1924 an Regisseur in Brünn und damit derjenige, der die meisten J-Opern uraufgeführt hat: "Das schlaue Füchslein", "Die Sache Makropulos", "Aus einem Totenhaus"; "Die Ausflüge des Herrn Brouček" führte er, nach der Uraufführung in Prag, auch in Brünn auf. 
      Wichtige Regisseure: Václav Zítek und Miloš Wasserbauer in Brünn; Václav Kašlík/Josef Svoboda am Nationaltheater Prag in den Sechziger und Siebziger Jahren); Walter > Felsenstein (Komische Oper Berlin > "Das schlaue Füchslein" 1956); Götz > Friedrich in Berlin und Zürich, Bohumil > Herlischka in Düsseldorf, Joachim > Herz in Leipzig und Dresden, Ruth > Berghaus in Frankfurt (1982 "Die Sache Makropulos") und Zürich ("Kát'a Kabanová"), Herbert > Wernicke ("Aus einem Totenhaus" 1989 in Mannheim, David > Pountney in London und München ("Brouček"). In den achtziger Jahren haben auch Filmregisseure J entdeckt, z.B. Volker Schlöndorff ("Kát'a Kabanová" in Frankfurt 1974, "Aus einem Totenhaus" 1988 in Paris und Nancy )
       
      Regnum mundi (The kingdom of the world) (II/7)
      Motette für gemischten Chor
K   1878 ca.
M     P Abschrift, dat. 1900, Stimmen dat 1878-79, 1888, 1891; zwei Stimmen von J eigenhändig geschrieben. Im Archiv des Altbrünner Klosters
ED 1 2007 JGA J/1, edition janáček, H 0012, "Liturgische Kompositionen"; hrg von Leoš Faltus und Kateřina Hnátová, Vorwort von Kateřina Hnátová und Alena Němcová, tschech, dt, engl, frz; Brünn 2007, 74 Seiten
D     1 min 15 sec, 17 Takte
UA   1878 ? die Datierung einer Stimme mit 21.09.1878 könnte auf eine Aufführung schliessen lassen
WA   1990 23.02.1990 Solothurn, 25.03.1990 Bern; Orpheus-Chor, Michael Garst
TT 1 1995 The Choir of Gonville&Caius College, Geoffrey Webber, Cambridge; ASV CD
  2 1998 Prager Kammerchor, Roman Válek; SUP CD
I     Fotokopie der Abschrift, Sammlung Knaus
       
      Reichenberger, Hugo (1873-1938)
      Kapellmeister an der Wiener Oper von 1908-1935. Führte die erste deutschsprachige "Jenůfa" auf (16.02.1918, noch Hofoper), griff aber in den Text von Max Brod so stark ein, dass Brod intervenierte. Die deutsche Ausgabe des Librettos (UE 6004) enthält auf der Titelseite den Vermerk "Für die Wiener Hofoper textlich eingerichtet von Hugo Reichenberger". Vgl. Brod-Janáček-Briefwechsel.
      Teresa Hrdlicka begutachtet die Dokumente neu (> L 4) und tritt der mehrfach geäusserten Darstellung entgegen, dass der Verlag UE bei der Drucklegung des deutschsprachigen Librettos Reichenbergers Korrekturen mehrheitlich wieder rückgängig gemacht und weitgehend Brods Version publiziert hätte.
L 1 1964 Hollander, Hans: Drei Briefe LJs zur Wiener "Jenůfa"-Premiere. In: OeMz 1964
  2 1972 Höslinger, Clemens: Zur Vorgeschichte der Wiener Jenůfa-Premiere. In: Mitteilungen des Oesterr. Staatsarchivs 25/1972
  3 2002 Hrdlicka, Teresa: "Sie werden Freude erleben..." Zur Korrespondenz Janáček - Reichenberger. In: Programmheft "Jenufa" Staatsoper Wien, 2001/2002, S. 52-71 mit 3 Faksimiles von J-Briefen
  4 2003 Hrdlicka, Teresa: ".... das Möglichste an Sangbarkeit und Sprachgewandtheit" - Neue Erkenntnisse zur Entstehung der deutschen Übersetzung von Janáčeks Oper "Jenůfa" von 1918. In: Oesterreichische Musikzeitschrift 2/2003, S. 18-27
  5 2005 Höslinger, Clemens: Die erste Aufführung von Js Jenůfa an der Wiener Hofoper (1918) und ihre Vorgeschichte. Dokumente aus dem Oesterr. Staatsarchiv. in: Schriften zur Wiener Operngeschichte, Wien, Verlag Der Apfel 2005.
  6 2016 Hrdlicka, Teresa: Hugo Reichenberger - Kapellmeister der Wiener Oper. Edition Steinbauer, Wien 2016, 264 Seiten
       
      Reigen (Kolo)
      mährischer Volkstanz, den J in seiner Oper > "Anfang eines Romans" (JW I/3) als Einleitung verwendete und in > "Volkstänze in Mähren" (JW VIII/10), Nr. 21) publizierte; nicht identisch mit > "Serbisches Kolo" (JW VIII/13)
K   1891 vor dem 15.05.
ED 1 1893 Brünn, Eigenverlag Janáček
  2 1995 Volkstänze in Mähren, Editio Moravia/UE
       
      Reimsprüche > Kinderreime
       
      Reinecke, Carl (1824-1910)
      Pianist, Dirigent, Komponist und Lehrer; seit 1860 Leiter der Gewandhauskonzerte in Leipzig, Lehrer für Klavier und freie Komposition am Konservatorium. J besuchte seinen Unterricht in Chorgesang und Solospiel während seines Studienaufenthalts in Leipzig 1879/80
L 1   ZdBr 30ff
       
      Reisen von Janáček > Janáček, Reisen
      Rejoice all of you > Lieder aus Detva (JW V/15, Nr. 1)
      Rejoice and sing > Tschechische mehrstimmige Kirchengesänge aus dem Freiberger Kanzional (JW XII/5, I/1)
      Rektor Halfar > Kantor Halfar (JW IV/33)
       
      Rektorys, Artuš (1877-1971)
      Schriftsteller und Verleger, der sich, in engem Kontakt mit J, um die Aufführung der Oper "Osud" (> Schicksal, JW I/5) bemühte und auch beim "Brouček" behilflich war (L 2). Er gab 7 Briefwechselbände Js heraus, mit Jan Racek zusammen dann noch die Bände 8 und 9; im ersten Band ist sein eigener Briefwechsel mit J publiziert. Der anfänglich gute freundschaftliche Kontakt wurde 1910 dadurch empfindlich gestört, dass Rektorys von der Zschr "Dalibor" zur neuen Musikzschr "Smetana" wechselte, wo Zdeněk > Nejedlý die Leitung innehatte und damit die Pro-Smetana-Linie weitgehend bevorzugte und eine Plattform für Nejedlýs Janáček-Kritik wurde.
L 1   Korr1-8, Nr. 9 = Brod-Br
  2   Tyrrop 135-155, 163-176
  3   Tyrr-Bio 1, 758-760
       
      Reminiscence > Eine Erinnerung (JW VIII/32)
       
      Republik
      Am 30.05.1918 wurde der "Pittsburgher Vertrag" unterzeichnet, der als Gründungsurkunde der Tschechoslowakei gelten kann. Führende tschechische und slowakische Politiker haben sich damals für die Bildung eines gemeinsamen Staates ausgesprochen. Am 18.10.1918 hat Tomaš G. > Masaryk in Philadelphia den selbständigen tschecho-slowakischen Staat proklamiert und am 28.10. wurde in Prag die Tschechoslowakische Republik ausgerufen. Am 14.11. wurde Masaryk zum ersten Staatspräsidenten gewählt.
      Diese Entwicklung ist von J begrüsst worden. Er hat deshalb seine Oper "Die Ausflüge des Herrn Brouček auf den Mond und ins XV. Jahrhundert" T.G. Masaryk gewidmet. J ist auch öffentlich für Masaryk eingetreten. Dabei fühlte er sich, der Herkunft wegen, Masaryk näher, da Masaryk auch in Mähren geboren worden war - in Hodonín (Südostmähren), und beide kamen im gleichen Jahr 1865 nach Brünn. Masaryk aber war vier Jahre vor J geboren.
       
      Return of the soldiers > Rákoš Rákoczy (JW I/2, Nr. 9c)
      Reveille, The > Mährische Volkspoesie in Liedern (JW V/2, Nr. 25)
       
      Rezeption von Js Werken
      J war 54 Jahre alt, als erstmals ein bedeutendes Werk von ihm im Ausland aufgeführt wurde: der Männerchor "Maryčka Magdonová" in Paris 1908. Immerhin ist schon drei Jahre früher der Männerchor "Zu Felde ziehen" (Ach, vojna vojna - JW IV/17-3) in Spa (Belgien) durch den Smetana-Chor Pilsen ausgeführt worden. Dann folgte erst 1918 die "Jenůfa" in Wien und Köln - dies machte den Namen Js weiteren Kreisen bekannt. Max Brod hat in verschiedenen Texten (in deutschsprachigen Zeitungen) auf den "Aussenseiter" aufmerksam gemacht. In der Tschechoslowakei wurden in den Zwanziger Jahren alle Werke nach dem Entstehen rasch aufgeführt, die Opern meistens in Brünn. Die "Jenůfa" in der deutschen Uebersetzung von Max Brod verhalf J noch zu seinen Lebzeiten zu Weltruhm.
      Abgesehen von wenigen Ausnahmen wurde das Gesamtwerk von J ausserhalb des eigenen Landes mit grosser Verspätung bekannt. In den Fünfziger und Sechziger Jahren wurde J jeweils als grosse Entdeckung bezeichnet. Die Klaviersonate ("Sonate 1.X.1905") und die beiden Streichquartette sowie die "Sinfonietta" brachen das Eis und können beinahe als populär bezeichnet werden. Die Compact Disc sorgte ab 1982 dafür, dass Js Werke rasch publiziert wurden: bis Ende 1985 waren schon 21 Produktionen vorhanden. Nach und nach wurden auch die abseitigsten Werke aufgelegt: 1995 wurden die beiden ersten Opern "Šárka" und "Anfang eines Romans" erstmals vorgelegt, dann auch das Ballettspiel mit Gesang "Rákoš Rákoczy" 1996. von den übrigen Opern liegen mehrere Einspielungen vor, teils auch in deutscher, englischer und Italienischer Sprache. Die > "Sinfonietta" und das > zweite Streichquartett haben es schon auf über 50 CD-Produktionen gebracht. 
      Die Rezeption, allgemein betrachtet, erfolgte schubweise und hängt ganz banal mit den Jubiläums- und Gedenkjahren zusammen: 1958, 1968, 1978, 1988. Besonders die Opern-Inszenierungen häufen sich im Umfeld dieser Jahreszahlen. Auch der erste J-Opernzyklus ausserhalb der Tschechoslowakei, in Düsseldorf, war auf die Saison 1977/78 hin angelegt.
      Eine spezielle Situation zeigte sich in der Sowjetunion, wo J beinah konsequent ignoriert wurde. Es sind ganz wenige Aufführungen nachzuweisen. Js Begeisterung für russische Literatur und Kunst hat da überhaupt nicht gezählt. Das hängt damit zusammen, dass J nichts Positives zur russischen Revolution ausgesagt, sondern einige wenige negative Stellungnahmen abgab > Kommunismus, aber eventuell auch damit, dass Stalin das Lachische nicht als sprachliche Minderheit anerkannt hat. Dies wiederum mag den Kulturbeamten genügt haben, diesen Komponisten zu ignorieren. Erst 1988 hat eine junge sowjetische Musikologin aus Nowosibirks am J-Kongress in Brünn auf mutige (und prophetische) Weise angekündigt, dass dies jetzt ändern werde.
L 1 1978 Knaus, Jakob: Der lange Weg zur Anerkennung Janáčeks - Die Verbreitung der Opern in Ost- und Westeuropa. In Neue Zürcher Zeitung Nr. 185, 12./13.August 1978
  2 1984 Přibáňová, Svatava: Opery Leoše Janáčka doma a v zahraničí (Die Opern von LJ zu Hause und im Ausland), Publikation des Brünner Staatstheaters, Brünn 1984, aktualisiert in L 3)
  3 1998 Přibáňová, Svatava: Svět Janáčkových oper (Die Welt von Js Opern). Publikation des Mährischen Museums, der Leoš Janáček-Stiftung und der Stadt Brünn, Brünn 1998, 126 Seiten, tschech und engl, mit zahlreichen Illustrationen und bis 1998 nachgeführter Opernaufführungs-Statistik.
       
      Řeznická > Rákoš Rákoczy (Pleskavá) (JW I/2, Nr. 11k)
       
      Řezníček (JW VIII/14)
      Volkstanz-Arrangement für Klavier
K   1893 ? aufgezeichnet in Jasenice bei Valašsko Meziříčí (Walachisch-Meseritsch) ("Tanz der Fleischer")
A     nicht vorhanden
D     1 min, 16 Takte
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ED 1 1995 EDITIO MORAVIA und UE Wien, UE 30192, Klavierminiaturen - Heft II Mährische Tänze, ( Nr. 25), mit kurzem Vorwort von Jan Trojan, ohne Diagramme und Aufzeichnung von Tanzschritten, 26 Tänze; Details > Volkstänze in Mähren
  2 2005 JGA G/2, EDITIO JANACEK H 0011 "Nationale Tänze aus Mähren und weitere Bearbeitungen der Volkstänze für Klavier (Gesang) und Tanzensemble", hrg von Jarmila Procházková und Jitka Matuszková (Seite 44, hier Nr. 25 mit Diagramm und Tanzschritten) - alle Tänze von ED 1) sind in ED 2) vorhanden, allerdings unter verschiedenen Übertiteln > "Nationale Tänze aus Mähren", Übersicht.
UA   2013 18.04., Lars David Kellner, Klavier; Haar (bei München) Kleines Theater
TT 1 1995 Marián Lapšanský, SUP CD
  2 2013 Lars David Kellner (München), LC 05699 CD; zu beziehen bei: www.larsdavidkellner.de
       
      Rhythmus
      Rhythmische Probleme beginnen eigentlich erst dann eine Rolle zu spielen, nachdem J sich intensiv mit der Volksmusik beschäftigt hat. Weder in den zwei Werken für Streichorchester, > Suite für Streicher (JW VI/2) und > "Idylle" (JW VI/3), noch in den ersten Ausgaben der > "Lachischen Tänze" (JWVI/17) spielt der Rhythmus eine spezielle Rolle. In den Jahren 1896 und 1897 aber entdeckte er z.B. bei Chopin binnenrhythmische Probleme (L 1), und bei Dvořáks sinfonischen Dichtungen hob er die Umsetzung sprachmelodischer Tonfolgen und deren monothematisch und rhythmisch differenzierte Verarbeitung hervor (L 2).
      Hollander zitiert: "Im Rhythmus liegt etwas Belebendes, etwas Flimmerndes und Schattenhaftes, etwas, das dem trockenen Abzählen der Zeiteinheiten durch das Metronom nicht entspricht. Diese Tausendstel!" (Hollander, 53). Hollander 129: "Janáčeks Ensemblestil ist nicht so sehr polyphonisch wie polyrhythmisch empfunden, bilden doch seine häufigen Kombinationen rhythmischer und metrischer Formen ein Stilelement der mährisch-slowakischen Volksmusik. So zeigt die Episode mit dem Rosmarinstock (in "Jenůfa") polyrhythmische Führung, ebenso auch die Ensembleszene nach der Entdeckung der Kindsleiche (3.Akt), wo stellenweise drei bis vier metrische Motive kombiniert sind".
      Notenbeispiele: > "Das schlaue Füchslein"; > "Kinderreime"
      J hat einen Begriff geprägt, der im tschechischen Wörterbuch nicht vorkommt: "Sčasování" = Zeitgestaltung, also Rhythmus. Bohumír Štědroň übersetzt ihn allerdings mit "Rhythmik" und verwendet Js Ausdruck "Sčasovka" für "Rhythmus" (L 4). Michael Beckerman übersetzt das Wort "Sčasování" nicht, sondern umschreibt es nur: "The word used by Janáček to describe musical events in time, especially as related to psychological phenomena". Auch den Begriff "Sčasovka" übersetzt er nicht, sondern umschreibt ihn mit: "A short rhythmic entity". Den dritten Begriff bei Janáček, "Sčasovka scelovací" übersetzt er mit "consolidating sčasovka" und umschreibt ihn mit "A mixed rhythmic entity which is the sum total of all the rhythmic activity in a given span of time, used to describe composite rhythmic profile in polyphonic music". (L 5, 134)
L 1 1897 Janáček, Leoš: České proudy hudební I-VIII (Tschechische Musikströmungen) in: Hlídka 14/1897, 15/1898 und 16/1899. Dt in: LJG-Mitt 1988/1-3, 1989/1
  2 1907 Janáček, Leoš: Můj názor o sčasování (rytmu). (Meine Ansicht über die die Zeitgestaltung - den Rhythmus), in: Hlídka 14/1907. Auch in: Theorie 2, S. 15-62
  3 1963 Racek, Jan: Leoš Janáček über die kompositorische Struktur der Klavierwerke Friedrich Chopins. In: Chopin-Jahrbuch, hrg von Franz Zagiba, Wien 1963, S. 88-116, auch in: LJG-Mitt 1983/1-3
  4 1968 Ste-Gen, 100
  5 1994 Beckerman, Michael: Sčasování and the Relationship between Rhythm and Harmony (Sčasování und die Beziehung zwischen Rhythmus und Harmonie) in: Janáček as Theorist - Studies in the Music of Czechoslovakia No. 3, Pendragon Press, Stuyvesant, NY, 1984, S. 81-95, dazu ein Glossar mit Js Begriffen, 133-136
       
      Řikadla > Kinderreime (1) (JW V/16), > Kinderreime (2) (JW V/17)
       
      Ringeltaube (Holubička)
      > Rákoš Rákoczy (JW I/2, Nr. 5c)
      > Volkstänze in Mähren (JW VIII/10, Nr. 8)
      > Das Täubchen (JW IV/19, Nr. 2)
       
      Řípa se vdávala (Rübenhochzeit) > Kinderreime (JW V/17)
      Rise up, O Lord > Exurge Domine (JW II/8)
       
      Ritter, William (31.03.1867 Neuchâtel - 19.03.1955 Melide)
      französisch-schweizerischer Kunstkritiker und Romanschriftsteller; er lebte 1904-05 in Prag und schrieb für den "Mercure de France" über tschechische Kultur, 1907 gab er das erste französische Buch über Smetana heraus, in der Sammlung "Les maîtres de la musique" bei Félix Alcan, Paris. Im "Dictionnaire du Conservatoire" schrieb er einen Aufsatz über die Geschichte der tschechischen Musik nach Smetana (L 1). Ritter lebte ab 1918 in Bissone, später in Melide (Schweiz, Kanton Tessin).
      Von 1909 an schrieb er regelmässig für die > "Hudební revue" (Tyrr-Bio 1, 781). 1924 nahm er durch Vermittlung von Jaroslav Kvapil Kontakt mit J auf und bot ihm zwei Libretti für eine allfällige Vertonung an: "L'âme et la chair" (Die Seele und der Körper; das Stück spielt in der Slowakei) und "Le château en Bohème" (Das Schloss in Böhmen; das erste Libretto, das sich einem Fliegerthema widmet). Ritter machte in der "Gazette de Lausanne" auf die bevorstehende Aufführung der "Glagolitischen Messe" in Genève aufmerksam. Js Briefwechsel mit Ritter umfasst 17 Dokumente, 11 von J, darunter auch einen französisch geschriebenen Brief von Js Hand und Js allerletzte schriftliche Aeusserung, einen Tag vor seinem Tod (Brief vom 11.08.1928 aus dem Spital von Ostrava, mit Bleistift geschrieben). Knaus hat 1983 die Briefe an Ritter und andere kleine Dokumente in der Schweizerischen Landesbibliothek in Bern ausfindig gemacht. In den Jahren 1930-31 war Ritter Lektor für französische Sprache an der Masaryk-Universität in Brünn.
       
      Leoš Janáčeks letzter Brief vom 11. August 1928 an William Ritter; mit Bleistift geschrieben - deshalb etwas verblasst.
       
     

Milý přiteli!

Onemocněl jsem; jsem v sanatori Dr. Klein, v Moravské Ostravě, Hornopole čisl 9? chcete sem dojet,? a nebo mne vyčkat pod Hukvaldy? Odpovězte telegraficky.

Vám oddaný Dr.ph. Leoš Janáček

t.č.Moravské Ostravě

v ulice Hornopolě čis. 9

Čis. 9., Hornopolní,

ulice Hornopolní, čis. 9.

11. srpna

Lieber Freund! Ich bin erkrankt; ich bin im Sanatorium Dr.Klein in Mährisch Ostrau, Hornopole Nr. 9; wollen Sie bitte dorthin kommen? oder wollen Sie bis Hukvaldy warten? Antworten Sie telegrafisch.

Ihr ergebener Dr.ph. Leoš Janáček

11. August

brief110828-m

                                            zur Vergrösserung des Briefes in den Brief klicken - einige Sekunden warten

L 1 1925 Ritter, William: Les tendances de la musique en Tchécoslovaquie depuis la mort de Smetana (Die Tendenzen der Musik in der Tschechoslowakei nach dem Tod von Smetana) in: Encyclopédie de la Musique et Dictionnaire du Conservatoire, Paris 1925, S. 33-50, J speziell 43-46
  2 1928 Ritter, William: La "Messe Glagolitique" de M. Leos Janacek. In: Gazette de Lausanne, 18.03.1928
  3 1971 Tcherv, Josef: William Ritter 1867-1955. 20 Seiten Text + Illustrationen, frz, ital. Edizioni Casagrande Bellinzona 1971
  4 1986 Knaus, Jakob, Hrg.: Dokumente zu William Ritter, in: LJG-Mitt 86/1+2
  5 1988 Knaus, Jakob: Poslední dopis (Letzter Brief) in: opmus 88/89, XXV-XXVI
  6 1989 Procházková, Jarmila: Duše v očarovanem kruhu (Die Seele im verzauberten Kreis), in: opmus 7/89
       
      Rodin, Auguste (12.11.1840 Paris - 17.11.1917 Meudon)
      frz. Bildhauer; Max Brod berichtet über eine Begegnung Js mit Rodin in Südmähren, in seinem Buch "Streitbares Leben" im Zusammenhang mit der "Jenůfa"-Aufführung in Wien: "Oft hat mir Janáček erzählt, dass er einst mit Rodin eine Rundfahrt durch Südmähren gemacht hatte und dass der Bildhauer das adelige vornehme Auftreten dieser Dorfrichterinnen hingerissen bewundert habe." > PSMU Foto
L 1 1979 Brod, Max: Streitbares Leben. Frankfurt 1979 (Neuauflage), S. 274
       
      Rodinu mám > Vier Balladen (JW V/7, Nr. 4)
       
      Rolland, Romain (29.01.1866 Clamecy - 30.12.1944 Vézelay)
      frz. Schriftsteller; war 1903-12 Professor für Musikgeschichte in Paris. Er trat für Völkerverständigung und Pazifismus ein. Er besuchte die Tschechoslowakei mehrmals, im Mai 1924 als Gast des Präsidenten T.G. Masaryk bei den Feiern zum 100. Geburtstag von Bedřich Smetana. Auf ein Interview im Prager Tagblatt reagierte J in einem Brief an Max Brod: Was sollen denn die Prager Holzhauer gedacht haben über das Urteil von Rolland über Smetana und über mich! Zeugen dazu sind genug. (BrodBr, 168/a305
       
      Romance > Romanze (JW VII/3)
      Romances > Romanze (JW VII/3), > Romanzen (JW X/8)
       
      Romanze (4. Romance) [4th Romance] (JW VII/3)
      für Violine und Klavier, Nr. 4
K   1879 beendet am 16.11.1879 in Leipzig
A     dat 16.11.1879, JA A 11.475, aufgefunden 1930 von Bohumír Štědroň im Archiv der Lehrerbildungsanstalt Brünn
ED 1 1938 HM Prag, HM 727, rev. Jan Štědroň; in: Violinrepertoire Nr. 15, Redaktion Viktor Nopp
  2 1949 HM Prag
  3 1988 JGA E/2, Kompositionen für Violine und Klavier
  4 1990 Masters Music Publications, Boca Raton Florida, id. mit ED 1
       
ED 1 2015 Bearbeitung für Klarinette und Klavier, von Michel Démarez, Verlag Hofmeister FH 2991 unter dem Titel "Romance"
       
D     6 min, 131 Takte
UA   1904 05.07., Ivančice; Rudolf Kratochvil, Vl; Vincenc Št'astný, Klavier
TT 1 1975 Josef Suk, Jan Panenka; SUP LP st
  2 1978 Kenneth Sillito, Paul Crossley; DECCA LP st, publ 1981
  3 1981 Irene Wilhelmi, Philipp Moll; MARS LP st
  4 1988 Petr Messiereur, Radoslav Kvapil; ADDA CD
  5 1990 Robert Zimansky, Christoph Keller; ACCORD CD
  6 1993 Ulf Wallin, Roland Pöntinen; BIS CD > naxosmusiclibrary
  7   Saschko Gawriloff, Gilead Mishory; TUDOR CD
  8   Aaron Rosand, Hugh Sung; VOX CD; MUSICAL CONCEPTS CD "Violin Romances" > naxosmusiclibrary
  9 1995 Ildiko Line, Thomas Hlawatsch; NAXOS CD > naxosmusiclibrary
  10 1996 Jaroslav Svěcený, Marie Synková; MUSICA PRAGENSIS CD
  11 1999 Oliver Butterworth, John Bingham; MERIDIAN CD
  12 2001 Amanda Favier, Cédric Tiberghien; LYRINX CD
  13 2009 Hagai Shaham (masc), Arnon Erez; HYPERION CD
  14 2013 Jennifer Pike + Tom Poster, CHANDOS > naxosmusiclibrary
       
TT 1 1994 orchestrierte Fassung von Přemysl Charvát: Josef Suk, Prager Kammerorchester; LOTOS CD
       
L 1 1879 ZdBr, S. 63-96 diverse Briefpassagen in dt Sprache
  2 1988 JGA E/2, Vorwort
       
      Romanzen (1879) (JW X/8)
      für Violine und Klavier
      Während seiner Studienzeit in Leipzig 1879/80 hatte er bei Oskar > Paul die Aufgabe erhalten, drei Romanzen zu komponieren. In den Briefen an Zdenka schreibt er in der Zeit vom 27. Oktober bis zum 27. November über das Entstehen dieser Aufgabenstücke. Er schreibt ihr, dass Paul ihm geraten habe, sie als "böhmische Romanzen" zu bezeichnen (S. 79). Man kann den Briefen entnehmen, dass er insgesamt sieben Romanzen geschrieben hat. Ob es in jedem Fall neue Stücke waren oder ob er einzelne einfach umgearbeitet hat, kann nicht mehr festgestellt werden, denn lediglich die vierte ist erhalten geblieben (S. 73) > Romanze
       
      Rondo (I) (JW IX/1)
      für Klavier
K   1877 vor dem 08.07.; JW 281: 8.-13. Juli 1877
A     Erste Seite, dat Prag 8. Juli 1877 und 12. Juli vier Uhr nachmittags. JA D 98.
ED 1 1995 EDITIO MORAVIA/UE Mainz, UE 30191, Klavierminiaturen Heft I, "Intimni Skici"
D     1 min, 56 Takte
UA     nicht aufgeführt
TT 1 1995 Marián Lapšanský; SUP CD
  2 2013 Cathy Krier (geb. 1985 Luxembourg); CAvi CD > naxosmusiclibrary
       
      Rondos (JW X/14)
      für Klavier, wahrscheinlich 4 Stücke
K   1880 Januar-April
A     nicht erhalten
L 1 1879 ZdBr 257
       
      Rosemary > Mährische Volkspoesie in Liedern (JWV/2, Nr. 30)
       
      Roshdestvenski, Gennadij (geb. 4. Mai 1931 in Moskau)
      Russischer Dirigent, der als einer der wenigen in der Sowjetunion Werke von J aufführte. J wurde, weil er sich nirgends positiv über die Revolution geäussert hatte, in der Sowjetunion kaum aufgeführt, obwohl J zahlreiche russische Stoffe für seine Werke verwendet hat und selbst als "russophil" bezeichnet werden konnte > Russische Werke > Russland > Russophilie
TT 1 1965 Sinfonietta; Moskauer RadioSO+Bolschoi Orch.; MELODIJA LP st; RCA CD publ. 1995
  2 1976 Das schlaue Füchslein, Suite; Leningrader Philh.; MELODIJA LP st; RCA CD publ. 1995
  3 1985 Taras Bulba; Orch. des USSR-Kulturministeriums; RCA CD publ. 1995
  4 1990 Capriccio, mit Viktoria Postnikova+Ensemble; ERATO CD
  5 1990 Concertino, mit Viktoria Postnikova+Ensemble; ERATO CD
L   1996 opmus 10/1986
       
       
      Rostó, rostó, rostó konopě za cestó > Volkstänze in Mähren (JW VIII/10, Nr. 11)
       
      Rožek (Das Eckchen)
      > Rákoš Rakoczy (JW I/2, Nr. 11i)
      > Anfang eines Romans (JW I/3, Nr. 13)
      > Mährische Tänze (JW VI/7, Nr. 5)
      > Volkstänze in Mähren (JW VIII/10, Nr. 10)
       
      Rozloučení > Trennung (JW IV/28, Nr. 4)
      Rozmarýn > Mährische Volkspoesie in Liedern (JW V/2, Nr. 30)
      Roztrhané kalhoty > Kinderreime (2) (JW V/17, Nr. 6)
       
      Rubinstein, Anton (28.11.1829 Wychwalinez/Podolsk - 20.11.1894 Petrodvorec)
      Russischer Komponist, Pianist und Dirigent. Der junge J hat vor 1880 einige Werke von Anton Rubinstein gespielt und hat sich im Sommer 1879 mit dem Gedanken beschäftigt, bei ihm zu studieren. Er hat sich deswegen um ein Stipendium beworben. Am 22.11.1879 hat er ihn in Leipzig spielen gehört (ZdBr, 99)
L 1 1958 Koll58, 63
  2   Vogel 87, 94
  3 1976 Ste-Bio 182
       
      Rübenhochzeit > Kinderreime
      Rückkehr aus dem Krieg > Rákoš Rákoczy (JW I/2, Nr. 9c, Návrat vojnu)
       
      Ruhe friedlich (Odpočíň si) ['odpotschiinj si] (Take your rest) (JW IV/24)
      auch: "Ruhe sanft"; für Männerchor, unbegleitet (Trauerchor)
T     František Sušil
K   1894 vor dem 07.10. (in Ste-V 71 ist 1875 angegeben)
A     verschollen
M 1 1894 Abschrift von Josef Kozlík, dat. 07.10.
  2 1925 Abschrift, von Hynek Bím, mit Korrekturen von Js Hand und Zusatz: "Komponiert etwa 1875"; aufgefunden am 07.02., JA A 34.344
  3   Abschrift, mit Vermerk von Hynek Bím: "Gefunden 07.02.1925", und von J: "Dr.ph. Leoš Janáček dankt für die Errettung, 20.11.1925", JA A 30.383a
ED 1 1926 HM Prag, HM 379
  2 1983 JGA C/1 "Männerchöre I"
D     5 min, 91 Takte
TT 1 1948 PSMU, Jan Šoupal; ULTRAPHON, P; SUP P
  2 1983 Prager Philh.Chor, Josef Veselka; PANTON LP st (als Chor von 1875 bezeichnet)
       
T    
dt Ue von Bedřich Eben, JGA C/1
Ruhe friedlich in der Kühle durch die ew'ge Gültigkeit, ruhe friedlich. Nach des schweren Lebens Schwüle sei zum Fest die Ewigkeit. Wo du nun bist, sei zufrieden, dorthin reicht kein Seelenleid.
Andre Wege sind dir beschieden, andre Taten sind bereit. Was bisher dir war verborgen, wirst gewahr du voll Geduld. Gott, der tilget alle Sorgen, mag verzeih'n dir deine Schuld. Ruhe friedlich!
       
      Ruhe sanft > Ruhe friedlich
       
      Russischer Zirkel
      wurde 1898 von J, Dr. Veselý (Arzt) und Joža Barvíč (Verleger) gegründet (es gab in Brünn auch einen polnischen Zirkel). Der Verein bot u.a. die Gelegenheit zum Sprachunterricht. J war Vorsitzender im Jahre 1910. Dadurch lernte er Petr > Bezruč kennen. 1914 gab J Olga Vášková, der Schwester von Petr Bezruč, den Auftrag, alle russischen Dinge zu vernichten. Sie war Geschäftsführerin des russischen Zirkels (Vogel 290), 1915 wurde der Zirkel "von Amtes wegen" aufgelöst (Honolka, 151). Dies geschah am 19. Mai, laut Chron, 81. Weitergehende Schilderung in den Memoiren von Zdenka Janáčková. > Russophilie
L 1 1958 Vogel 175
  2 2004 ZdMem, in: LG-Mitt Nr.83, 2004/2
I 1   iconogr 33
       
      Russische Werke
      > "Anna Karenina", Opernplan 1907, nach Tolstoj (JW IX/4)
      > "Aus einem Totenhaus", Oper, 1928, nach Dostojevskj (JW I/11)
      > "Der lebende Leichnam", Oper, nicht vollendet, 1916, nach Tolstoj (JW IX/6)
      > "Der Tod", Melodram, 1878, verschollen, nach Lermontov (JW X/3)
      > "Elegie auf den Tod der Tochter Olga", Kleine Kantate 1903 (auf russische Verse von N. Veverica) (JW IV/30)
      > "Höre mich, Herr!"(Hospodine!), kleine Kantate 1896 (JW III/5); das erste Werk mit russischer Thematik
      > "Kát'a Kabanová", Oper, 1921, nach Ostrovskj (JW I/8)
      > "Kreutzersonate", Klaviertrio, 1908, nicht vollendet, nach Tolstoj (JW X/22)
      > "Kosakentanz", 1899 (JW VI/12)
      > "Märchen", für Cello und Klavier, 1912, nach Shukovskj (JW VII/5)
      > "Sonate für Violine und Klavier", 1914 (russischer Hintergrund) (JW VII/7)
      > "Streichquartett Nr. 1" "Aus Anlass von Tolstojs Kreutzersonate", 1923 (VII/()
      > "Taras Bulba", Rhapsodie für Orchester, 1915, nach Gogol (JW VI/15)
       
      Russland, auch Sowjetunion
      Js erste Russlandreise 18.07.-01.08.1896: Warschau - Wilna - St. Petersburg - Moskau - Novgorod: Allrussische Industrie- und Kunstausstellung, abends zurück in Moskau, Kreml - Smolensk - Brest - Warschau - Tschenstochau - Hukvaldy
      Js zweite Russlandreise: März-April 1902, mit Tochter Olga, die beim Bruder František in St. Petersburg noch besser Russisch lernen soll
      Js dritte Russlandreise: Juni-Juli 1902, um zusammen mit Zdenka die schwer erkrankte Tochter Olga nach Hause zu holen.
      J hatte zwei Brüder, die in Russland lebten und arbeiteten: František und Josef (BE, 72). J erhoffte anfänglich von Russland die Befreiung von Habsburg/Oesterreich. Er hat 1899, am 7. Juni, einen Puschkin-Abend veranstaltet und dabei ein Werk von Alexander Glasunov aufgeführt (Ste-Bio, 224)
     

An Gabriela Horvatová schrieb J im Brief vom 05.12.1917: Ich lese keine Zeitungen nach dieser schrecklichen Revolution in Russland. Zwei Juden beherrschen 160 Millionen Slawen. Das ist wirklich schrecklich! Diese drei Sätze sind in der Briefausgabe von 1950 (Korr6) durch die Zensur unterdrückt worden. Dies hat John Tyrrell in Tyrr-Bio2,193 festgestellt und beigefügt (aus dem Englischen übersetzt): Viele Tschechen waren damals der Ansicht, dass die Revolution auf jüdischer Konspiration fusste und dass Lenin ein bezahlter Jude sei.

Zusatz Knaus: Auch Kurt Sanderling bemerkt in Bezug auf Russland: ...denn in der breiten Bevölkerung wurden die Roten weitgehend mit den Juden gleichgesetzt. > Kurt Sanderling: Andere machen Geschichte, ich machte Musik. Berlin Parthas Verlag 2000, S. 161

      In einer Deutung der Gestalt Broučeks (in einem Brief an Kamila Stösslová) schreibt J: Eigentlich war jeder zweite Russe ein Oblomow - und was ist dabei herausgekommen? Die schreckliche Revolution wäscht das jetzt mit Bächen von Blut weg! (Brief vom 12.03.1920, St-Br, 82)
      Die offizielle Sowjetunion hat den tschechischen Komponisten Janáček nicht akzeptiert, weil er wohl nichts Positives über die Revolution geäussert hat. Im Jahre 1928 hat er in einer Umfrage "Fehlt der Welt eine Friedenshymne?" u.a. gesagt: Die Hymne der russischen Revolution, die Hymne der französischen Revolution wurden in Bächen menschlichen Blutes geboren. Ein Lied des Friedens konnte aufjubeln und geboren werden in der Stunde, da das Morden der Menschen ein Ende nahm. Warum ist es damals 1918, nicht entstanden? (L 2)
      Otto > Klemperer soll 1929 in Moskau "Kát'a Kabanová" dirigiert haben (Quelle unbekannt). Klemperer hat die "Sinfonietta" vorgeschlagen, sie wurde aber zurückgeweisen, er habe die Motive "grob und mechanisch" behandelt (Heyworth, Peter: Otto Klemperer - Dirigent der Republik 1885-1933. Berlin 1988, S. 347.
      In Kiew (UdSSR) hat Břetislav Bakala J-Konzerte veranstaltet; er wollte auch "Jenůfa" aufführen. Zdeněk > Nejedlý habe dies jedoch verhindert (Aussage von Igor Belsa, Kongress Brünn 1984). 
      Aufführungen von Janáček-Werken in der Sowjetunion:
  1 1948 Sinfonietta, EA in der Sowjetunion, wo?, Dirigent: Kurt Sanderling - Info: "Andere machten Geschichte, ich machte Musik." Die Lebensgeschichte des Dirigenten Kurt Sanderling in Gesprächen und Dokumenten, von Ulrich Roloff-Momin, Parthas-Verlag Berlin 2002
  2 1958 Jenufa, Novosibirsk, 28.06.1958; Dirigent: A.I. Žolenc, Regie: L.D. Michajlov; Jenufa: V.A.Dikopolskaja (Quelle: Svět Janáčkových oper, Brünn 1998, ed: Svatava Přibáňová)
  3 1958 Jenufa, Moskau, Bolschoj-Theater, 06.12.1958; Dirigent: Zdeňek Chalabala, Regie: Oskar Linhart; Jenufa: Galina Wischnjevskaja (Quelle: Svět Janáčkových oper, Brünn 1998, ed: Svatava Přibáňová)
L 1 1896 Notizen von einer Ferienreise (Několík slov z cesty prázdninové). In: Lidové noviny 02., 15.08. + 08.09.1896, Lit I, 227-234; dt Ue in: Feuill, 123-127; auch in: MdL, 76-85; über Js Aufenthalt in St. Petersburg im Juli 1896 (JW XV/150)
  2 1924 Vesely, 43-45; dt Ue in MdL, 37-38
  3 1928 Janáček, Leoš: Antwort auf die Umfrage "Fehlt der Welt eine Friedenshymne?" (Odpověd na anketu 'O možnostech vytvoření Hymnu míru"). In: 8Uhr-Abendblatt der National-Zeitung, Berlin 26.05.1928, dt; Lit I, 622-623 dt Originaltext (eine tschech Version von J ist nicht bekannt); (Feuilleton JW XV/309)
  3   BE 72ff, 157ff
  4   Ste-Bio 78-83, 182, 185
  5   Tyrr-Bio1, 424-435 (erste Reise), 524ff (zweite und dritte Reise)
  6 2010 Schwandt, Christoph: Stolze Vorurteile - LJ und sein virtuelles Russland. In: Progr.heft "Kát'a Kabánova" Stuttgart 2010, S. 60-67 - zu lesen auf unserer Seite > Texte zur Diskussion
       
      Russophilie
      Der 21-jährige J hat das Russische als "Geheimschrift" verwendet (Vogel, 79). Schon 1869 hat der 15-jährige von seinem Onkel "russisches Leinen" erbeten, um daraus eine > Čamara herzustellen, damit er in würdiger Tracht an den Cyrill-und-Method-Feiern auf dem Velehrad teilnehmen kann (ZdBr, 10). 1885 führt er die sinfonische Dichtung "Mazeppa" von Franz Liszt in Brünn auf und lässt die Verse von Victor Hugo rezitieren (Vogel, 111). J hat seinen beiden Kindern russische Namen gegeben: Olga und Vladimíř. Die Tochter ging dann als 18-jährige nach St. Petersburg zu ihrem Onkel František, um die russische Sprache zu verbessern, musste dann aber krankheitshalber zurückgeholt werden. An dieser Typhus-Erkrankung ist sie dann 1903 gestorben.
      1876 komponierte J das Melodram > "Der Tod" nach Lermontov (JW X/3); 1878 bewarb er sich um ein Stipendium, um bei Anton Rubinstein in St. Petersburg studieren zu können.
      J sprach zur Zeit seiner ersten Russlandreise 1896 noch nicht gut russisch, später aber lernte er es besser; viele russische Dichtungen standen in seinem Bücherregal: von Puschkin, Gogol, Dostojevskj, Tschechov, Tolstoj (Honolka, 91). Laut Trkanová hatte Zdenka Janáčková Angst (im Sommer 1914), wegen der Kontakte ihres Mannes mit Russland verdächtigt zu werden. Sie vernichtete deshalb die Briefe aus Russland, die J mit dortigen Leuten aus der Kultur gewechselt hatte. Sie hatte sogar Angst wegen der russischen Aufschrift auf Olgas Grabstein; sie hat versucht, die Schrift mit Efeu zu überdecken (ZdMem).
      J hatte in seiner Bibliothek auch ein Buch von Ivan Pratsch über russische Volkslieder von 1790/1806.
L 1   Tyrr-Bio I 353
  2 1951 Racek, Jan: Slawische Elemente im Werk von LJ. In: CMM 70/1951, S. 364f, tschech
  3 1965 Vrba, Přemysl: Zu Janáčeks Russophilie. In: HR 1965, S. 277 tschech
  4   Ste-Krit 31
  5   Trkanova 77
  6   MdL 37ff
  7   Honolka 93
  8 1984 Abram Gozenpud: Leoš Janáček und die russische Kultur.198 Seiten, ohne Illustrationen, russisch, Leningrad 1984
  9 2010 Schwandt, Christoph: Stolze Vorurteile - LJ und sein virtuelles Russland. In: Progr.heft "Kát'a Kabánova" Stuttgart 2010, S. 60-67 - zu lesen auf unserer Seite > Texte zur Diskussion
       
      Rust, Wilhelm (1822-1892)
      war von 1849-1878 Musiklehrer und Organist in Berlin und ab 1878 Lehrer am Konservatorium in Leipzig, ab 1880 Thomaskantor, als Nachfolger von E.Fr. Richter. J belegte bei Rust "Orgelspiel" (ZdBr, 36)
       
      Rybka, F.
      Schüler von J (Vogel, 224, 392), war später Organist in den Vereinigten Staaten
       
      Rychtarova Kačenka > Vier Balladen (JW V/7, Nr. 3)
       
      Rypáček, František, (1853-1917) ['ripaatschegg, 'frantischegg]
      Lehrer am Brünner tschechischen Gymnasium, Literaturhistoriker; hat unter dem Pseudonym Jaroslav Tichý Texte geschrieben, die Janáček vertont hat; ausserdem hat er das Libretto der zweiten "Oper" von J versifiziert.
      > Deine Augen schön JW IV/17-4
      > Frühlingslied JW V/3
      >"Anfang eines Romans" JW I/3
       
      Rysanek, Leonie (14.11.1926 Wien - 08.03.1998 Wien)
      Oesterreichische Sopranistin, die ab 1985 in der Rolle der Küsterin in "Jenůfa" und als "Kabanicha" in "Kát'a Kabanová" grosse Triumphe feierte. Insbesondere trat sie als Küsterin zusammen mit Gabriela Beňačková (Jenůfa) anfangs Oktober 1988 in Brünn auf und löste einen für Brünner Verhältnisse unerwarteten Begeisterungssturm aus. Das war das erste Anzeichen der Emanzipation des Publikums von der staatlichen Bevormundung.
TT 1 1988 Jenůfa, Live-Mitschnitt einer konzertanten Aufführung in der Carnegie-Hall New York, Dirigentin: Eve Queler. Leonie Rysanek (Küsterin), Gabriela Beňačková (Jenůfa); BIS CD
L 1 1988 Knaus, Jakob: J und unsere Zeit - Anzeichen von Veränderung beim Musikfestival Brünn. NZZ vom 14.10.1988, S. 27
       
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